Liebe im Souterrain und in der belle Etage
der liebesapfel zum sonntag – vom herausgeber
Man hat es nicht leicht, wenn man ein Magazin für die Liebe herausgibt: Zunächst tun es andere auch, dann kommen zahllose Blogs hinzu, auf denen (teils bezahlte) Artikel über die Liebe veröffentlichen. Doch das ist nicht alles – medizinische, populistische und andere Foren sorgen dafür, dass man kaum wahrgenommen wird im Wust der Liebeseiten im World Wide Web. Web 2.0, Datingseiten, Flirtbörsen – das ist das ganz große Geschäft, damit verdient man Geld und damit kann man sogar an die Börse gehen. Gerade hat eine namhafte Zeitung geschrieben, dass OpenBC (XING) eben auch eine Art Flirtforum wäre – wenngleich nicht ausschließlich.
Nein, nein – ich bin nicht neidisch. Ich meine nur, dass man mein Magazin vielleicht einmal etwas mehr wahrnehmen könnte – schließlich steht in ihm alles über die Liebe – wirklich alles. Minderheitenthema Unterschichtliebe? Möglicherweise bin ich da auf Leute hereingefallen, die dümmliche Behauptungen aufstellen – gerade in den sozial nicht so gut gestellten Kreisen blüht die (körperliche) Liebe, die als allzeit verfügbare Droge ja nichts kostet.
Mein neues Wochenthema will ich mit der größten möglichen Distanz (und etwas Humor) angehen: Was ist eigentlich mit sonderbaren Wünschen, die Menschen gelegentlich äußern? Sind sie etwas für Beziehungen oder gehören sie in zum Repertoire von Bordellen? Eines ist sicher: Wenn man sich mit sexuellen Delikatessen beschäftigt, muss man sich mit Leuten beschäftigen, die auf der sozialen Leiter eher oben stehen: Rollenspiele oder besondere erotische Geschmacksrichtungen – sei es in Beziehungen, Gemeinschaften oder Bordellen – sind etwas für Leute, die nicht auf den Eurocent gucken müssen. Wir verlassen also für diese Woche das Souterrain und gucken mal in die belle Etage.