Spiegel TV: statt Informationen Dating-Rituale
Wenn Paare beim Blind Date vor laufender Kamera beobachtet werden sollen und man anschließend noch eine Analyse von einer namhaften Beraterin verspricht – dann hat man sich als Sender viel vorgenommen.
Spiegel TV (oder jedenfalls der Sender, von dem das Material gekauft wurde) hat in diesem Punkt völlig versagt: das Material war öde, weil eines von vornherein klar war: Beide Paare hatten keine Gemeinsamkeiten – und unter europäischen Voraussetzungen und ohne Kameras hätten sie sich schon sehr bald gesagt: „Nein, danke“.
Warum die Sendung ausgerechnet so durchgezogen wurde, wie sie über den Sender kam, wird wohl das Geheimnis des Produzenten bleiben, denn noch schlechter hätte man es kaum machen können: Treffen in absolut leeren Restaurants, US-amerikanische Rituale – und alles durchziehen, weil die Kameras eben dastanden. Bei beiden Paaren wurden die Abneigungen dennoch so deutlich, dass sie selbst ein Laie ohne Brille erkennen konnte: Beide Paarungen passten wie der Fisch aufs Fahrrad – und die Beraterin erwies sich als ziemlich überflüssig: Sie beriet anhand einer Grenzsituation: Menschen, die sich weder mögen noch zueinanderpassen, sollen vor laufender Kamera einen erfolgreichen Dialog führen. Das konnte eigentlich nur schief gehen – mit oder ohne Psychologie.
Gewünscht hätten wir uns wirkliche Einblicke in Blind Dates und in das Verhalten der Personen – doch alles blieb US-typisch: Plakativ, leicht zu verdauen und simpel – und wenigstens ich fühlte mich ein bisschen an „Bauer sucht Frau“ erinnert.
Drei Teile hatte die Sendung, die gestern auf VOX lief: Der Erste wurde hier beschrieben, der Ditte war ein ebenso plakativer Wissenschaftsaufguss ohne nennenswerten Informationsgehalt – und nur der Mittelteil reizte wenigstens zum Lächeln – in ihm wurde ein kuppelnder Taxifahrer gezeigt.
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