Tacheles: Singlefrust ist machbar – durch Ansprüche
Es ist schon lange her, als ich mit der Dame aus einem Stuttgarter Villenviertel sprach, die sich bitter beklagte: Sie habe sich scheiden lassen, weil es Sex nur am Samstag nach Plan gegeben hätte und die Ehe auch sonst nichts als langweilig gewesen wäre“ – der typische 1970-er-Jahre-Scheidungsgrund, eben. Nur – jetzt sei alles noch viel schlimmer, sagte die Dame, sie habe nun nämlich nicht einmal mehr samstags Sex und all die Männer, die sie vorher hätte haben können, würden nun „Nein danke“ sagen – aber ihr Mann, dieser Windhund, würde jetzt mit der Putzfrau schlafen – „stellen Sie sich vor, mit meiner Putzfrau“.
Das war damals. Man kann sich scheiden lassen und in den Frust absinken, weil man zu hohe Forderungen ans Leben stellt oder gar nie heiraten und in dem gleichen Gehirnkäfig herunterkommen: Ansprüche sind der Hauptgrund für den Frauenfrust und für die immer mehr um sich greifende Unlust (und Unfähigkeit) der Frauen, sich zu binden. Zwar könnte dies auf Männer auch zutreffen, aber deutlich mehr Frauen als früher wollen schon gar nicht erst mehr den Versuch machen, sich zu binden, wenn es nicht „Mister Perfekt“ ist.
Ob es nun der aufgekommene Größenwahn ist, die Selbstüberschätzung oder der Realitätsverlust – man stellt immer mehr Ansprüche, hat aber immer weniger zu bieten. Denn hinter der Hülle der großen Damen und hochnäsigen Schnöseln gucken die kleinen Mädchen und Jungs hervor, die zornig in der Ecke sitzen und schreien „ich will aber …“ – und die nichts anbieten, was man gebrauchen kann. Wissen Sie, was ich wirklich mal gerne sehen würde? Wenn eine oder einer von diesen Anspruchsträgern sich mal hinstellen würde und sagen, was sie oder er anzubieten hat.
So, und damit ist Schluss für Tacheles dieses Jahr. Ob ich es nächstes Jahr schaffe, jeden Montag diese Kolumne zu schreiben? Ein bisschen Feedback wäre nicht schlecht – das gießt Öl ins Feuer (wenn Sie denn das Feuerchen mögen).
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