Die Woche (48) in Dating – Wissenschaft, Wahrheit und anderer Blödsinn
Ein deutscher Professor ist etwas ganz Besonderes – er redet, findet sich toll und die anderen lauschen ehrfürchtig. Wenn man diese so hört, dann kann man an der Stimme alles über einen Menschen erkennen – aber wäre es da nicht sinnvoller, einander mal in natura zu begegnen, Herr Professor?
Es geht natürlich noch schlimmer: Ein deutscher Wissenschaftler hat versucht, die Kybernetik von Web 2.0 zu entschlüsseln – und abgesehen davon, dass er dabei wegen Überschätzung total in die Schieflage gekommen ist, hat ihn ohnehin niemand verstanden. Macht ja nichts, nicht wahr? Warum sollte man einen Wissenschaftler eigentlich verstehen?
Da lobe ich mir Dr. Manfred Hassebrauck, der im Blog von Friendscout (in dem Ich sonst kaum jemals etwas Erwähnenswertes finde) ein paar Wahrheiten gesagt hat, die sich gewaschen haben. Muss man einfach lesen – und nicht nur das. Es ist auch ein gutes Beispiel, wie man die Wahrheit in einem Blog sagen kann – währen man in der Werbung damit vorsichtig sein sollte.
Besonders natürlich, wenn man Befragungen macht: Dann wollen deutsche Männer eine Partnerin, die etwas ist und gleichzeitig etwas anderes ist, was nicht so ganz dazu passt: zum Beispiel selbstbewusst und erfolglos oder arm und unabhängig.
Arm darf man natürlich als Mann nicht sein – man will schließlich ein schickes, entspanntes Abendessen für die Dame zahlen – behauptet jedenfalls meetic aka neu.de. Mein Vorschlag: Niemals eine unbekannte Dame beim ersten Date zum Dinner einladen – das kann man immer noch tun, wenn sie einem gefällt. Unökonomisch sind Dinnerdates sowieso: Da nur eines von etwa sieben Blind Dates zum Erfolg führt, schießt man die Rechnung sechs Mal in den Wind – und hat bestimmt drei Mal eine Begegnung, die man besser nie gehabt hätte – schon gar nicht bei einem Gourmetessen. Erstens, Brüder, kommt das Beschnüffeln, zweitens kommt der Essengenuss – oder wie war das? Beinahe hätte ich dabei die Briten vergessen.
Schwamm drüber – beim Speed Dating haben Sie angeblich eine 50-Prozent-Chance. Wie nett: Man trifft sieben Frauen je sieben Minuten und hat dann den Kopf so vollgedröhnt bekommen, dass man einfach ein nettes Gesicht auswählt – und hofft, von ihr die E-Mail-Adresse zu bekommen – und nichts sonst. Ich hatte die betreffende Firma gebeten, mir das zu erklären – vielleicht habe ich ja eine 50-Prozent-Chance, eine Antwort zu bekommen.
Sofort geantwortet hat parship, als ich mal milde bezweifelt habe, dass sie die Nummer eins in Europa sind. Nun, die Antwort kam wie der Blitz: Ja, sind wir – und als beweis wurde eine zahlengestützte Grafik vorgelegt. Nur bitte – daraus geht hervor, dass der gesamte europäische Markt in der online Partnervermittlung nur 67 Millionen Euro schwer ist – kling viel, ist aber wenig, denn das würde bedeuten, dass über den Daumen und noch gut gerechnet etwa 670.000 Singles in Europa die Dienste von Online-Partnervermittlern in Anspruch nähmen – ein bisschen wenig, finde ich. Da wäre es Zeit, mal die Frage zu stellen: Was meinen denn meine Kollegen eigentlich dazu?
Ich sprach übrigens diese Woche mit Dr Robert Wuttke von be2 – mit ihm hatte ich mich aufgrund eines etwas merkwürdigen Blogberichts in den USA verabredet. Seither bin ich etwas klüger – aber davon erst nächste Woche, bitte.
Bevor ich vergesse, Ihnen dies zu erzählen: Auch Friseure können Wissenschaftler werden – jedenfalls im dritten Presseaufguss.
Ich wünsche Ihnen allen erst einmal ein schönes Wochenende – und gehen Sie mit ihrer (ihrem) Liebsten einmal wirklich entspannt essen.