Tacheles: Vergleiche nie!
Erstens: Der Spruch ist nicht von mir, sondern von den “Anonymen Suchtgruppen“. Zweitens: Es ist einer der wichtigsten Sätze, die man über sein Leben setzen kann. Denn ob das Problem, das man zu bewältigen hat, „Sucht“ oder „Partnersuche“ heißt, ist völlig wurscht: Vergleiche nie.
Ich erinnere mich an die 31-jährige Hella, die jede Woche zwei Männer „durchgezogen“ hat und sich nach jedem Mal beklagte, dass sie niemals ein Mann um ein zweites Date gebeten hat. Im Kontrast zu ihr steht die stolze 28-jährige Katrin, die nie mit einem Mann in die Heia hüpft, weil sie dann denken, die Männer könnten sich dann einfach mal die Wurst vom Brot nehmen – nur: Am Ende bissen die Männer eben auch nicht vom Brot ab. Drei oder vier Treffen, dann war es vorbei, ohne nähere Begründung. Beide verglichen sich ständig mit ihren Freundinnen und bekannten, die doch alles Männer bekommen hätten, ja, wenigstens verlässliche Partner oder freunde hätten – nur sie, sie würden immer leer ausgehen.
Tacheles: Vergleiche nie. Zurück zum Sie: Wer sind Sie, dass Sie sich mit anderen vergleichen müssen? Sind sie nicht einmalig, eine Person, wie es keine andere auf dieser Erde gibt? Warum erproben sie ihre Einmaligkeit nicht einfach? „Mit allen ins Bett gehen“ ist keine Lösung – aber mit niemandem das Bett zu teilen ist auch keine. Warum überlegen sie sich zum Beispiel keinen eigenen Weg, das Meer der Liebe zu befahren? Keinen Mut? Persönlichkeitsmängel?
Das meist an ihren privaten Defiziten lässt sich ein bisschen beheben – der Rest eben nicht. Er ist Teil ihrer Person und sie sollten mit ihm Leben – auch gewisse Mängel sind für andere Menschen attraktiv. Noch ein Spruch gefällig – hier mal nicht als „Gebet“ wie er sonst verkauft wird: Haben sie den Mut, sich selbst zu verändern. Erkennen sie, was sich nicht verändern lässt und leben sie damit. Seien sie so weise, das Veränderbare vom nicht Veränderbaren zu unterscheiden.
Wann fangen sie damit an, wenn nicht heute?
Im Original:
„Gott gebe mir die Gelassenheit,
Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann,
den Mut, Dinge zu ändern, die ich ändern kann,
und die Weisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden“
Das Zitat wurde lange Zeit dem schwäbischen Theosophen Friedrich Christoph Oetinger (1702- 1782) zugeschrieben, stammt in Wahrheit von dem Deutschamerikaner Reinhold Niebuhr und datiert aus den 1940-er Jahren. Quelle: Württembergische Landesbibliothek.
* Die Namen der Personen und Altersangaben im Artikel sind frei erfunden.