Jesus, Mathematik und Sex wie bei Oma
Dass junge Leute manchmal stark in ihren Argumenten, aber schwach im Rechnen sind, ist mir ja schon häufiger aufgefallen. Ein neues Beispiel ist die Pressemitteilung von Jesus – nein, nicht dem, den Sie kennen, sondern demjenigen, dem Dienst, der hinten ein „ch“ hat.
Also: Es geht um Leute, die „keusch“ bleiben wollen – egal, wie sich nennen – und sie sagen: „Diese Fragen führen viele Teenager zurück zu den Werten, die ihre Großeltern schon vertraten“. Da rechne ich mal: Töchterchen wird den Schwur kaum vor 14 tun, dann ist Mütterlein vielleicht gegen 40, da könnet das Omilein doch glatt 65 sein, wäre dann also 1943 geboren, hätte in ihrer Jugend noch die Adenauerära erlebt und von ihr und dem grassierenden moralischen Rechtskatholizismus durch und durch gefrustet worden. Sie wäre niemals aufgeklärt worden, bevor sie 1967 den Film „Helga“ ansah, der sie erstmals mit der sexuellen Wirklichkeit konfrontierte.
Also, mal ehrlich: Die meisten der „Omis“ haben die angeblichen sexualmoralischen „Werte“ gehasst, die vom Bürgertum auf die Hitlerdiktatur auf von dort aus so gut wie nahtlos auf die Trizone und dann auf die neue Republik übergegangen waren.
Im Übrigen, für die an Religion interessierten unter Ihnen: Natürlich kann der Mensch in seiner Freiheit vor Gott auch entscheiden, ob er „keusch“ bleiben will oder nicht – aber Gott selbst hat nicht davon gesprochen, dass man keusch in die Ehe gehen soll.