Dichtung und Wahrheit über die Computer-Partnervermittlung
Dichtung und Wahrheit über die Computer-Partnervermittlung – von der Univac bis zur Online-Partnervermittlung. Eine Betrachtung in zwei Teilen über Wahrheit und Fiktion der Computer-Partnervermittler von den Anfängen bis zur Gegenwart. Erster Teil.
Die Idee, Partner per Computer zusammenzuführen, ist schon so alt wie die alte UNIVAC: Die hat es damals (1956) geschafft, Paare zusammenzuführen – und zwar keinesfalls „seriös“, sondern in einer TV-Show, die alles andere als seriös war: „People are Funny“ hat sie geheißen, und sie war bei Weitem grässlicher als heutige Formate wie „Bauer sucht Frau“. Beispielsweise musste eines der Paare zusammenleben wie die Steinzeitmenschen – in einer Höhle. Die Schau war alles, der Mensch war nichts als Spielmaterial der Showmaster. Parallelen zur heutigen Zeit verkneife ich mir lieber.
Nun, obwohl die Idee sehr spektakulär war und die Menschen sich gerne weiter mit Hilfe von Computer gepaart hätten – die Sache hätte nicht geklappt – und zwar nicht, weil die Sache so lächerlich war – sondern weil die Kosten für weitere Experimente so hoch waren, dass sie niemand hätte bezahlen können – immerhin soll der Prototyp der Univac 1 etwa eine Million Dollar gekostet haben – und damals konnte sich noch niemand vorstellen, dass in den Büros der Großindustrie einmal Computer stehen würden – und in Eheanbahnungsinstituten schon gar nicht.
Das änderte sich erst in den 1980er Jahren, als clevere Geschäftsleute eine – wie sie meinten – blendende Idee hatten: Anzeigen in Zeitungen setzen, einen sogenannten Test unter wissenschaftlichem Deckmäntelchen entwickeln und Geld machen, dass es kracht. Man schaltete Anzeigen in den frustrationsbeladenen Anzeigenspalten begierig suchender Männer und Frauen und versprach, eine gewisse Anzahl von Telefonnummern „passender“ Damen oder Herren bereitzustellen – gegen eine Gebühr, versteht sich. Der Computer, so kündigte man damals vollmundig an., würde die Partner zusammenführen – wissenschaftlich, psychologisch oder was immer man gerade so an Sprüchen bereithielt.
Was man nicht sagte (und was die Nachfolger bis heute verschweigen) ist zweierlei: erstens die exakten wissenschaftlichen Kriterien, die der Auswertung zugrunde lagen – und zweitens den (weitaus wichtigeren) mathematischen Verteilerschlüssel, der zur Anwendung kam.
Bleiben wir einmal beim Zweiten, weil der Erste ohnehin nebulös ist, und bleiben wir auch mal in den 1970ern: Damals kam ein geschätzter weiblicher Teilnehmer auf mindestens fünf männliche – sodass man beim Versprechen, 10 Telefonnummern zur Verfügung zu stellen, schon neben beiden Augen auch die Hühneraugen mit zudrücken musste, wenn man „passende“ Vorschläge machen wollte. Genau so war es dann auch: Die Damen waren keinesfalls erfreut, wenn bei ihnen der fünfzigste „passende“ Mann anrief, der ein Rendezvous mit ihnen wollte – und viele haben sich damals dann eben mit gar keinem Mann getroffen.
Machen Sie mit mir den Sprung in das heutige Deutschland? Dann müssen Sie allerdings bis Freitag warten – in diesem Artikel: „Dichtung und Wahrheit über die Computer-Partnervermittlungen – Teil 2“
Verwendete Datenquelle: Hubpages
Der Autor: Gebhard Roese beobachtet und analysiert den Datingmarkt seit 40 Jahren. Bevor er sich als freier Schriftsteller in Budapest niederließ, war er zwei Jahrzehnte lang Senior Consultant für IT-Anwendungen.