eHarmony schnuppert an Europa
Wer etwas über Marketing lernen will, kann in einem Artikel der Nachrichtenagentur Reuters fündig werden. Man erfährt, dass eHarmony tatsächlich versucht hat, herauszufinden, was englische Paare glücklich macht – und ist kaum überrascht, dass die Religion in England bei der Partnerwahl kaum eine Rolle spielt. Die Botschaft: Sie tun dort extra für uns Briten etwas bei eHarmony.
Die nächste Information kommt als verdeckte Werbung: Man stiftet in den USA täglich 118 Ehen, man ist ganz auf beständige Beziehungen fixiert und man nimmt keine Partner, die noch verheiratet sind (also auch keine im Trennungsjahr).
Selbstverständlich wird der Edelpsychofaktor hervorgehoben: Der Gründer Clark Warren sei ein absoluter Fachmann auf dem Gebiet der Paarzusammenführung, schließlich habe er 35 Jahre als Eheberater gearbeitet. Dabei will er (aber da steht nicht im Artikel) herausgefunden haben, dass Harmonie das A und O der Ehe ist – und hat seinen Laden eHarmony getauft). Dass díe Persönlichkeit im Hintergrund bei der automatisierten Partnerwahl dieser Art von Vermittlungen nicht die geringste Rolle spielt, wird natürlich verschwiegen. – was aber natürlich nicht fehlt, ist die lange Entwicklungszeit des Tests, der über 200 Fragen umfasst und an dem der gute Doktor mit einem Team von Wissenschaftlern drei Jahre geschuftet hat.
Ist dies nun etwas Besonderes? Fachleute wissen: Jeder kocht mit Wasser, die Psychologie, die dahinter steht, ist umstritten und letztendlich entscheidet das automatisierte mathematische Verteilverfahren, wer wen kennenlernen kann. Aber Fachleute wissen eben auch dies: Da kein Matching-Verfahren gegenüber dem anderen wirkliche Vorteile aufweist, muss man drum herum kräftig Weihrauch abbrennen.
Für Deutschland wäre im Reuters-Artikel ein Satz interessant: Man würde wahrscheinlich auch in andere europäische Länder gehen. Da es außer Deutschland und Frankreich keine Massenmärkte in Europa gibt, können wir uns hier ja schon einmal vorbereiten – allerdings ist der Markt hier in fester Hand und gegenwärtig völlig ausgereizt – und das weiß auch eHarmony. Man darf gespannt sein, was man sich einfallen lassen wird, um Kunden zu gewinnen.