Verlobt man sich eigentlich noch?
Manche Menschen tun es, andere nicht – verloben. So romantisch, wie die Sache heute immer dargestellt wird, war sie in Wahrheit nicht: das Verlöbnis war in der großen Zeit des Bürgertums ein knallhartes Geschäft, bei dem hauptsächlich um den zukünftigen Ehevertrag und die Mitgift geschachert wurde.
Erst als Neigungs- oder gar Liebesheiraten Mode wurden, gab es sie, die heimlichen Verlobungen – mit wilder Romantik und der verdeckten Erlaubnis, nun auch den Beischlaf ausüben zu können.
Ich persönlich habe nicht schlecht gestaunt, als der deutsche Standesbeamte bei meiner eigenen Eheschließung in seiner Traurede im 21. Jahrhundert noch das Verlöbnis hervorhob – und in der Tat hatten wir einander wirklich an einem bestimmten Tag die Ehe versprochen – nur „Verlobung“ haben wir es nie genannt.