Kleinstadtschönheiten treffen Adel
Man kommt sich vor wie in „Bauer sucht Frau“ – und das soll auch wohl so sein. Marlene Lufen, die in der Kuppelshow „Gräfin gesucht“ zwischen Liebesbotin und Plappermäulchen chargiert, ist dem Vorbild Inka Bause aus der Bauern-Kuppelshow nachgebildet und sie lässt am laufenden Band geistlose Sprüche fürs Volk ab – Sat1-Zuschauer eben.
Von ihr heben sich die meisten der adligen Herrn wohltuend ab – sie bringen wenigstens eine gepflegte Sprache auf den Bildschirm, auch wenn es dann und wann Plattdeutsch ist.
„Aufgrund einer kurzen optischen Präsentation ist es schwierig, etwas über die Dame zu sagen“, parliert der „Herr Graf“– und da hat er natürlich recht. Die Art, in der sich Frau und Mann kennenlernen, ist ja auch völlig praxisfremd: Auf eine 10-minütige Präsentation folgt gleich ein einwöchiger Aufenthalt unter dem Dach von Dero Gnaden. Immerhin wollen Herr Graf die Sache doch erst mal überschlafen – irgendwie verpflichtet Adel dann eben doch.
Überhaupt überschlafen – die Herren mit dem „von“ gaben sich bislang äußerst bedeckt, was die eigene Einstellung angeht – bestenfalls outeten sie sich als religiös oder deuten an, dass sie dem Gedanken an Fortpflanzung recht zugeneigt wären. Wie man sich das gemeinsame Leben vorstellen könnte? Die einzige offenkundige Gemeinsamkeit zwischen den Blaublütern und den Bewerberinnen war in einem Fall die Liebe zu den Pferden.
Überhaupt – die Damen. Fast alles, was man über die meisten von ihnen sagen könnte, würde haarscharf an Beleidigungen vorbeikratzen, aber eines ist sicher: Ihr Auftreten reichte gerade dafür, in einer Kleinstadt die feine Dame zu markieren – und die Persönlichkeiten waren alle relativ schwach belichtet, was natürlich auch an der Regie gelegen haben könnte. Die baute geschickt einen Gag in die Show an: das angebliche „Model“ Anna, das nicht nur „allen vier Herren schrieb“, sondern eben auch wie ein Kunstprodukt wirkt. Sollten die Herren tatsächlich auf diese Kunstpersönlichkeit hereingefallen sein, können sie einem eigentlich nur leidtun – aber vielleicht steckte dahinter ja auch die Regie.
