Waren Frauen früher sittsamer?
Die Frau – zuständig für Küche, Kinder und Kirche. Das war jahrelang das Leitbild, das man jungen Mädchen vorhielt – wohl wissend, das es eine fromme Lüge war. Denn die Kirche wurde und wird von Männern dominiert, die Kinder wurden bei den „besseren“ Familien vom Kindermädchen erzogen und in die Küche verirrte sich Madame bestenfalls, um der Köchin Anweisungen zu geben.
Doch das war nicht alles – die Frau galt als das Symbol der Tugend schlechthin. Die jungen Mädchen wurden bereits zur Keuschheit erzogen, die Damen achteten streng darauf, dass die Konventionen eingehalten wurden und der Sex wurde mit dem Ehemann eher pflichtschuldig absolviert als mit Lust und Inbrunst zelebriert.
War das wirklich so?
Viele Historiker behaupten, dass dies alles nur Fassade war, um über das tatsächliche Liebesleben hinwegzutäuschen. Das fing bereits bei den halbwüchsigen Töchtern an, die ihren Liebhaber alles gaben – bis auf „das Letzte“, wie man es damals oft nannte. Mit anderen Worten: die jungen Mädchen wussten bereits alles über die Liebe – nur die „offizielle“ Jungfräulichkeit wurde beibehalten, bis man heiratete.
Ihre Mütter huschten in die Betten fescher oder auch mal spendabler Herren, wann immer sich die Gelegenheit ergab – da hatte man so seine Möglichkeiten. Verheiratete Frauen fürchteten auch keine Folgen ihrer Liebschaften: „wer der Vater des Kindes ist, weiß nur die Mutter“ war ein stehender Begriff des Bürgertums – während die Dienstmädchen, die von ihren Dienstherren geschwängert wurden, mit Schimpf und Schande rechnen mussten.
Erst in der heutigen Zeit wird manchen Zeitgenossen klar, dass Frauen ganz anders sein können, als die Männer es je gedacht hatten – und dass sie ihre sexuellen Wünsche durchaus durchzusetzen verstehen. Die alten Vorstellungen über Frauen, die insbesondere immer noch in Männerköpfen herumschwirren, stimmen vorne und hinten nicht mehr: Frauen sind weder Schlampen noch sind sie Heilige – sie sind einfach Frauen.