Online-Partnersuche: Änderungen sind Chancen
Nicht ist selbstverständlicher, als sich online eine Partnerin oder einen Partner zu suchen – so jedenfalls könnet man angesichts vieler Presseberichte meinen. Man muss allerdings näher hinlesen, wenn man wissen will, ob dies auch wirklich zutrifft. Denn nach wie vor schreiben Redakteurinnen und Redakteure, die das Thema unter „Technologie“ abhaken. Das ist so absurd, dass man sich an den Kopf fasst: Stellen Sie sich vor, das Telefon wäre gerade erfunden worden, und die Medien würden sich unter der Rubrik „Technologie“ damit beschäftigen, wie man seiner Liebste am Telefon seine Liebe erklärt.
Nein, nein: Die Sache ist keinesfalls selbstverständlich, und je länger man das Thema in Zusammenhang mit der Technik sieht, umso mehr verliert man den Sinn: Die Suche nach einem Lebenspartner ist eine Kulturleistung – so, wie die Frühlingsfeste auf dem Dorf, die nur einem Zweck dienten: Bauernjungen aus dem Nachbardorf anzulocken und so die Inzucht zu verhindern.
Heute bringt das globale, anonyme Kennenlernen einen Haufen Chancen mit sich, vom Liebesabenteuer bis zur „Vernunftehe“, wie man früher sagte. Die Wissenschaft hinkt dieser Entwicklung hoffnungslos hinterher – erst nahm man sie nicht wahr, dann beforschte man sie mit zu konservativen Methoden – und dabei gilt: Sobald die Ergebnisse veröffentlicht werden, hat sich das Rad schon wieder gedreht.
Wie sich unsere Kultur verändert, können Sie feststellen, wenn sie Paaren, die sich mit über 30 zuerst getroffen haben, mal die Gretchenfrage stellen: „Wo habt ihr euch kennengelernt?“ Die Antwort ist immer häufiger: „im Internet“ – aber dann erfahren Sie auch, dass es oft gar nicht so einfach war, daraus eine dauerhafte Beziehung zu schmieden – denn die Bereitschaft zum Wandel ist gefordert. Ich meine nicht die üblichen Kleinigkeiten, die man als paar klären muss, sondern schwerwiegendere Dinge: Wer gibt für wen was auf? Wo wurzelt man neu an?
„Changes are Chances“ – „der Wandel eröffnet neue Möglichkeiten“ – aber natürlich stehen diesen Möglichkeiten auch ein paar Schwierigkeiten gegenüber – meist solche, die mit dem Eigentum oder dem Beruf zu tun haben: Heute wohnt die oder der Geliebte Internet-Geliebte 100, 500 oder gar 1000 Kilometer entfernt – da muss man sich etwas einfallen lassen. Sehen Sie – und schon wieder wandelt sich die Kultur.
Ich werde jedenfalls aufmerksam zusehen, was sich daraus entwickelt.