Über unsere Köpfe hinweg: Sprüche aus der WELT
Es ist schon merkwürdig, wie sich die Sprecherinnen und Sprecher der Singlebörsen, Partneragenturen und ähnlicher Dienstleister ihre Einrichtungen so vorstellen.
Erich Hegmann sagte jedenfalls diesen denkwürdigen Satz: „Beim klassischen Onlinedating stellt man sich seinen Wunschpartner wie eine Pizza zusammen. Wir arbeiten anders, unsere Nutzer durchbrechen damit ihre klassischen Suchmuster.“ Wie schön, wenn die „Nutzer“ (gemeint sind die Kunden von Parship) ihre „klassischen“ (welche denn bitte?) Suchmuster „durchbrechen“.
Larifari, wenn Sie mich fragen. Genau so wie der Pizzavergleich. Obwohl der lustig ist – aber darf man von einem Erwachsenen nicht vielleicht erwarten, dass er weiß, welche Kost gut für ihn ist? Offenbar nicht, denn man handelt nach dem Motto: Du weißt sowieso nicht, was gut für dich ist, du armes partersuchendes Würstchen, aber „wir“ wissen es. Weiß der Teufel, wer da wieder „wir“ ist.
Auch die Redakteurin Christina Anastassiou hat da so ein merkwürdiges verklärtes Händchen: „Während die Partneragenturen den Suchenden quasi an die Hand nehmen, kann er die Nutzer einer Singlebörse betrachten“. Ja, klar. Nacht ist es kälter als draußen und über den Berg ist es näher als zu Fuß, Frau Anastassiou, nicht wahr? Abgesehen davon, dass in den Partneragenturen bestenfalls das Softwareprogramm einen Menschen „an die Hand“ nimmt. Aber wen interessiert das schon? Hauptsache, man kann solch einen Satz zusammendrechseln.
Die „Nutzerbetrachter“ haben freilich auch keine bessere PR-Frau. Tanja Bille von der Onlinepartnerbörse FriendScout24.de flüsterte jedenfalls der WELT, „Bei uns sucht man aktiv einen Partner, wir sind nur der Schiedsrichter im Hintergrund“. Schön, ich begreife ja, dass man bei Friendscout „aktiv einen Partner sucht“, aber was machen dort bitte „Schiedsrichter“? Foulverstöße ahnden?
Was ich dazu noch zu sagen habe? Nun, ich wundere mich – und amüsiere mich.