Liebe über 40 im NDR
Wenn sich das Fernsehen mit der Partnersuche beschäftigt, ist immer Vorsicht geboten: Zumeist wird manipuliert, dass die Schwarte kracht. Einmal, damit die Ergebnisse „geschönt“ werden und dann aber auch, weil es eben nicht so einfach ist, vor laufender Kamera das zu zeigen, was eigentlich zu intim ist, um es öffentlich zu zeigen: das Aufkeimen der Liebe.
Der NDR versuchte in seiner Sendung „Neue Liebe – neues Glück“ einen anderen, ruhigeren Weg zu gehen: Paaren Zeit lassen, sich zu entwickeln und sie dabei zu begleiten. Dass es etwas ruhiger zuging, würde, hatte auch einen anderen Grund: Man hatte Menschen im Visier, die oberhalb der 40 lagen – und in diesem Alter wird die Partnersuche bekanntlich schwieriger.
Konnte die Sendung nun überzeugen?
Ja und nein. Das Negative zuerst: Sie war einseitig, hatte erhebliche Längen, um Lücken zu füllen, blieb viel zu sehr an der Oberfläche kleben und brachte viel zu viel Namen auf den Bildschirm: zu Anfang den üblichen Psychologen, der kaum ins Bild passte, einen Kommunikationstrainer, der etwas vom „gefühlten Alter“ erzählte, eine Stilberaterin, die durchaus Stil hatte, aber viel zu stark beachtet wurde, und sogar ein paar Köche, die etwas deplatziert wirkten. Das wichtigste Mittel, Partner kennenzulernen, fehlte: das Internet, das der NDR schon zuvor abgewählt hatte, weil „Menschen der Generation 50plus lieber traditionelle Wege (wählten), um einen neuen Lebens- und Liebespartner kennen zu lernen“ – aus meiner Sicht eine unzumutbare Behauptung.
Das Positive? In der Sendung glänzte neben der Moderatorin vor allem die Partnervermittlerin Maria Klein, die gewissermaßen „aus dem Bauch heraus“ argumentierte, urteilte und erläuterte. Mit Humor, klarer Ansprache und Offenheit wirkte sie überzeugend und ehrlich. Besonders gut gefielen mir die Tipps, wie Frauen es schaffen, Männer auch „in freier Wildbahn“ auf sich aufmerksam zu machen – nicht etwas theoretisch, sondern im Selbstversuch.
Dass sich am Ende nur ein Paar fand, ist kein Schaden – man braucht viele Begegnungen, um zum Ziel zu kommen. Nachdenklich wurde ich allerdings bei zwei Damen, die mit „Ansprüchen“ an die Männersuche herangingen, bei denen aber kaum erkennbar war, was sie außer ihrer körperlichen Oberfläche zu bieten hatten. Hier deutete sich an, dass alles nicht ganz so „leicht und locker“ zugeht wie im Film.
