Die alten Kuppelmethoden – neu auflackiert
Wer über 50 ist, erinnert sich vielleicht noch an die etwas zwielichtigen Tanzlokale der Vergangenheit, in denen man über ein Telefon Kontakt zu einer Dame aufnehmen kann, um die heftig zu beflirten – und dann vielleicht ein Tänzchen zu wagen. Ganz koscher waren solche Sachen nie – sowohl hinsichtlich der Herren, die dort ein schnelles Vergnügen suchten wie auch seitens der Damen, die eben oft alles andere als „Damen“ waren. Dazu noch ein paar schummrige Separees? Fertig ist das Kuppellokal der 60er Jahre.
Stellen wir uns das Ganze mal brandneu vor?
Zuerst mal muss vorab Kohle fließen – na klar, wer will schon Leute in seinem Lokal haben, die eh nix konsumieren? Also: Drückt 20 Euro ab Leute. Dann darf natürlich nichts mehr dem Zufall überlassen werden: Erstens hat man ja schon bezahlt, und zweitens muss jetzt Organisation her: gleich viel Mannen wie Frauen, altersvorgesiebt (aber sonst nach gar nichts). Kennenlernen in Kabinen, kaum Körperkontakt – aber immerhin intim abgeschirmt. Dann geht man wieder, als sei nix passiert – ja, Sie werden benachrichtigt. Speed-Dating-Methoden eben.
Was ich dazu meine? Erstens frage ich mich: Wenn man in einem so kleinen Ort (knapp 30.000 Einwohner) so spät auf die Speed-Dating-Masche aufspringt und eigentlich keine neuen Ideen dazu hat – wie soll sich das auf Dauer auszahlen?
Zweitens sage ich dies dazu: Der junge Mann, der da veranstaltet, will in drei Durchgängen 24 Menschen an jedem Teilnehmer vorbeischieben – hätte er da nicht vorher mal mit einem Experten reden sollen, wie viele Eindrücke ein Mensch innerhalb eines Abends von anderen Menschen aufnehmen kann? Die Anzahl dürfte bei Weitem unter 24 liegen.
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