Der Experte – eigene Beobachtungen
„Je mehr sich ändert, um so mehr bleibt alles, wie es war“ – da ist ein altes französisches Sprichwort. Das Dating in der Ferne ist ja nun wirklich nicht neu – bereits mein Urgroßvater musste darauf zurückgreifen. Er war kurz davor, eine Zeitungsanzeige aufzugeben, als es für ihn doch noch eine „Empfehlung“ gab – eine jüngere Gewerbelehrerin beabsichtigte, zu heiraten. Das alles war einst kein nettes Spielchen, sondern entstand aus der schieren Not: Damals starben Frauen noch vielfach im Kindbett – und das „große Haus“ stand plötzlich ohne seine Chefin da.
Geändert hat sich natürlich doch etwas: Die Zeitungsanzeige wurde nach dem Zweiten Weltkrieg zum Renner der Eheanbahnung schlechthin, gefolgt von den Bekanntschaftsanzeigen, die vor allem in den 70er, 80er und sogar noch in den 90er Jahren große Beliebtheit genossen. Ein wichtiger Grund lag in den relativ schlechten Begegnungsmöglichkeiten in vielen Städten und Gemeinden (das Stuttgart der 70er Jahre ist hier ein gutes Beispiel). Auch die damals einsetzende Mobilität spielte eine große Rolle – in Süddeutschland setzte plötzlich ein Wirtschaftsboom ein, der viele Menschen anzog, während der Norden weniger attraktiv wurde. Last, not least taten Emanzipations- und Scheidungswelle ein Übriges.
Zeitungsanzeigen standen damals in denkbar schlechtem Ruf – es fehlte auch jegliche Anleitung und es gab keine Dating-Experten wie heute. Erst das Buch von Linda und Rüdiger Drenk „Aktive Partnersuche per Inserat“ brachte änderte diesen Zustand. Das Buch erschien 1985 – und von ein paar Randnotizen und typischen Anzeigenritualen abgesehen, könnte jedes Wort gestern geschrieben worden sein.
Ich persönlich habe schon vor Jahrzenten erkannt: Zufällige Bekanntschaften sind etwa für junge Menschen, die zahllose Gelegenheiten haben, einander zu begegnen. Wer einmal auf die Kippe der 35 kommt, kann entweder sehr einseitige Partys, Tanzveranstaltungen oder Abschleppbars besuchen oder aber die vielseitigen Möglichkeiten der Medien Zeitung und Internet in Anspruch nehmen. Ich habe Ärztinnen, Pastorinnen, Rechtsanwältinnen, Lehrerinnen aller Schulen und selbstständige Unternehmerinnen kennengelernt – sie alle hatten einfach keine Lust, sich in Bars oder auf Tanzveranstaltungen erniedrigen zu lassen.
Main Fazit? Probieren Sie es – aber richtig. Lernen Sie lieber aus den Fehlern eines leibhaftigen Experten, als selber immer wieder Fehler zu machen.