Der Experte – Fehlurteile über Online-Dating
Die vielen Fehlurteile über Online-Dating haben drei Quellen: Dummgeschwätz von den „Stammtischen“ des Internets und den leibhaftigen Stammtischen dort draußen, falsche Experten, und übelwollende Konkurrenten, die den Weg über das Internet absichtlich schlecht machen.
Bei den übelwollenden Konkurrenten handelt es sich meist um Nischenanbieter aus der „Social-Network“-Szenerie. Ihr Einfluss ist gering und kann vernachlässigt werden. Die Stammtischjockel dürfen ohnehin niemals ernst genommen werden – sie reden eben ihr dummes Zeug in den Tag hinein oder verbreiten Unsinn über das Internet. Wenn Sie mal einen treffen sollten: Fragen sie ihn, wie er denn seine glorreichen Zahlen solcher Behauptungen wie „98 Prozent der Internet-partnersuchenden sind doch Gestörte) ermittelt hat. Sie werden Schweigen ernten.
Was aber ist mit den falschen Experten?
Die meisten der falschen Experten reden davon, dass eine „natürliche Partnerwahl“ besser ist als die „Anonymität der Anzeigen- und Internetwelt.“ Vermutlich haben sie dabei ihre Hauskatze im Sinn gehabt, die in der Tat eine natürliche Partnerwahl bevorzugt – mit möglichst rascher Begattung. Hier genau teilt sich die Spreu vom Weizen: ein wirklicher Experte weiß, dass Menschen „soziale Paarungen“ bevorzugen und die „natürliche Paarung“ bestenfalls (wie bei der Kätzin) für den One-Night-Stand taugt. Die ist seit alters her so – und es hat sich zwar beim Aufkommen der Liebesheiraten verschoben, aber es wurde nicht aufgehoben. Dass Paarungen oft „sozial“ ablaufen, wird bewiesen durch die vielen Paare mit ähnlichem Hintergrund – kein Wunder, denn viele haben sich während des Studiums oder im gleichen Betrieb kennengelernt.
Auch das Internet-Dating ist meist ein „sozial begründetes“ Dating – man sucht sich ähnliche Partner, nur dass man sie im Web in einem weiteren Umkreis suchen kann. Das entspricht der Tradition der Partnersuche eher als die Begegnung zwischen der Friseurin und dem Topmanager auf dem Frisierstuhl. Wer rechnen kann, wird schnell herausfinden, dass sich bei nur fünf Suchkriterien mit je fünf Varianten in manchen Gemeinden weit und breit kein Partner findet – und zwar in Deutschland – wie ist es dann erst in Finnland, wo eine Familie möglicherweise drei heiratsfähige Töchter hat, aber weit und breit keine Männer mehr zu finden sind?
Die Fehlurteile entstammen teils wissenschaftlicher Arroganz, teils aber auch der typischen Arroganz der Großstädter, deren Potenziale zum Abfischen ihrer Beute angeblich ja grenzenlos sind – in „Bars und Kneipen“. Das läuft natürlich in der Praxis auch nicht so toll – aber schnöselig, wie man oft ist, kann man dies ja behaupten, wenn man eine Ehefrau, zwei halb erwachsene Kinder und ein ruhiges Appartement in der Innenstadt hat.