Scharf in die Kurve: Meetic übernimmt neu.de (Kommentar)
Man muss sie wirklich nochmal nachlesen, die vielen Stellungnahmen zur Online-Dating-Zukunft in Deutschland, die neu.de durch seinen Geschäftsführer Sven Jan Arndt in die Presse geben ließ: Es ist noch gar nicht lange her, da wollte er neu.de zur allumfassenden Web 2.0-Lösung ausbauen und XING Konkurrenz machen – und hat sich damit viel zu weit aus dem Fenster gelehnt. Denn schon damals war klar, dass sich „Web 2.0“ und Datingdienste auch in Zukunft erheblich unterscheiden würden. Menschen kennen heißt nicht automatisch Menschen außerhalb des gegebenen Rahmens zu treffen, und sie zu treffen heißt noch lange nicht, zu einer Liebesbeziehung bereit zu sein.
Einfache Wahrheiten – doch sie wurden von Arndt und seinen Beratern offenbar nicht begriffen. Später mogelte er sich dann er sich dann in einem Interview aus der Web 2.0-Diskussion heraus und prognostizierte, dass bald nur noch fünf Unternehmen am Markt bleiben würden.
Nun wissen wir: „neu“ bleibt zwar als Marke am Markt, aber die vollständige Fusion mit Meetic ist beschlossene Sache. Oder mit anderen Worten: Man geht mit Vollgas in die Kurve. Der Name „neu“ ist auch neu „neu“, aber das gesamte Konzept inklusive der Europa-Datenbank kommt von Meetic. Das ist gut und richtig, denn man braucht alle Kraft, um der Konkurrenz Paroli zu bieten. Dass es nun zu wenig Anbieter auf dem Markt gibt, braucht niemand zu befürchten: Die Konkurrenz ist groß – im Grunde noch viel zu groß für Deutschland. Weniger Konkurrenten wären sogar wünschenswert, um den Markt transparenter zu halten. Den kleineren Anbietern saust allerdings bereits der Frack: Online-Dating ist ein Markt, auf den der Kunde nur noch unter Mühen und unter erheblichem Einsatz von Geld gewonnen werden kann – weitere Fusionen sind daher sehr wahrscheinlich.
Bild: Gebhard Roese