Bauer sucht Frau oder der Voyeur am Bildschirm
Eigentlich ist die Frage ganz einfach: Kriegen sie sich nun oder nicht? Diese Frage scheint es zu sein, die fast acht Millionen Deutsche an den Bildschirm bringt, wenn es heißt „Bauer sucht Frau“.
Produziert wird von RTL, das „Format“, wie so etwas heute heißt, ist eine „Dokusoap“, eine Seifenoper wie im richtigen Leben zum Anfassen also. Die Moderatorin Inka Brause spielt das Mädchen mit einfacher Lebensart und passt sich damit den Sprachgewohnheiten der Suchenden an. Dass die Übergänge dadurch oft entsetzlich flach klingen, stört niemanden. Den Zuschauern werden ja auch derart niveauvolle Quizfragen zu gemutet wie diese: „Schweinebabys nennt man a) Fohlen b) Ferkel.“
Da wird der Fernsehzuschauer zum Voyeur aber eben doch nicht. Die wesentlichen Teile einer Beziehung bleiben verborgen – sie sind ja auch nicht filmbar. Was dann gezeigt wird, ist plakativ: Wir wissen nicht, wie viele Male die Szenen gespielt wurden, aber bestimmt einmal zu viel. Ein natürlicher Bauer spielt einen Bauern, der absolut natürlich wirken will. Die Frauen spielen irgendetwas von sich selbst – sogar Zicken – und die kann der Bauer nun wirklich nicht brauchen. Ob das „reale Landleben“ dabei rüberkommt, ist eigentlich wurscht – „real“ ist am Ganzen ohnehin nur die Oberfläche, auf die der Blick der Voyeure gelenkt werden soll – eine Show eben.
Das Gute zuletzt: Immerhin ist die Show etwas mehr Wert als „Herzblatt“ und ähnlicher Tinnef – hier müssen sich die Suchenden wenigstens auch außerhalb der Kamera ein wenig real miteinander beschäftigen.
Was aber wichtiger ist: Das Publikum fiebert mit den Männern – und so mancher schüttelt den Kopf über das selbst durch den Filter solcher Shows noch erkennbare Anspruchsverhalten der Frauen.
