Partnerwahl-Seminar – an sich keine schlechte Idee
Die Kritik schicke ich mal voraus: Mit Psychogedöns allein kann man weder Mäuse noch Männer anlocken. Dennoch stehe ich der Idee positiv gegenüber, Seminare für Partnersuchende anzubieten. Richtig dabei ist, sich einmal über die eigenen Eigenschaften (und erst recht den eigenen Marktwert) klar werden sollte, bevor man auf die Partnersuche geht – und interessant ist sicherlich, dass jedes Kennenlernen – auch das Blind Date – in Phasen verläuft.
Auf der anderen Seite ist es natürlich fragwürdig, wenn der Teilnehmer sich zu stark mit Familienstrukturen und anderen Bio- und Psychohintergründen zu beschäftigen: Kein Partnersuchender will wirklich nach hinten gucken – alle müssen lernen, nach vorne zu sehen.
Inzwischen kenne ich auch die Ideologie der Münchner Gruppe, die diese Seminare veranstaltet – sie mag sie haben, denn jedermann ist seines Glückes und Erfolges Schmied. Doch sie ist so plakativ, dass sogar der berichtende Journalist auf sie hereinfiel:
„Der Spruch, dass sich Gegensätze anziehen, entlarvt sich als Lüge: Das Gefühl, der Partner habe ähnliche Interessen und eine vergleichbare Lebenseinstellung vermittelt Sicherheit – ein wichtiger Punkt für eine Beziehung.“
Ich konnte eine solche „Entlarvung“ nie feststellen – denn obgleich es richtig ist, dass ähnliche Sozial- und Familienhintergründe eine Beziehung stärken, ändern sich die Interessen schnell – und mit den „Lebenseinstellungen“ von Menschen unter 30 bin ich auch wesentlich kritischer: Sie sind oft keine „Lebenseinstellungen“, sondern eher Empfindungen, die dem momentanen Stand ihrer Entwicklung entsprechen. Auch die „Gegensätze“ können nicht – wie es Psychologen nur zu gerne tun – einfach auf den Müll geworfen werden: Man muss nur das Wort „Ergänzungen“ einsetzen, wo „Gegensätze“ stehen – und dann stimmt es: Ergänzungen ziehen sich an – sie sind aber eben auch oft gegensätzlich.
