Auch in der Liebe eine Unterschicht?
Die Debatte um Schichten in der Bundesrepublik Deutschland scheint gerade voll entbrannt zu sein – also fragen wir doch auch hier: Gibt es in der Liebe eine Unterschicht?
Früher war die Sache klar: Geheiratet wurde in der gleichen Schicht, das heißt, der Beamte heiratete die Beamtentochter, der Arbeiter die Arbeitertochter und der Akademiker die Akademikertochter – während man seine Vergnügungen gemeinsam in der Unterschicht befriedigte, zu der damals neben Arbeiterinnen auch noch Verkäuferinnen und Friseurinnen gehörten. Nach und nach ließ die Attraktivität der Unterschichttöchter nach, und schließlich verschwanden sie einfach aus dem Sinn der besseren Bürger – denn inzwischen waren auch die Töchter der ehemaligen Mittel- und Oberschicht bereit, die Gelüste der jungen Männer wie auch der eigenen jederzeit zu befriedigen.
Und heute? Es gibt zwei Tendenzen, die sich widersprechen: die erste sagt, dass Frauen mit niedriger Bildung und Männer mit hoher Bildung die besten Chancen für Beziehungen hätten. Verlierer wären demnach die Männer mit mittlerem Bildungsgrad und die Frauen, die bereits über einen höheren Bildungsgrad verfügen.
Die zweite Tendenz sagt, dass sich die jungen Männer mit schlechten Zukunftsaussichten immer mehr von den jungen Frauen „liegen gelassen“ würden – eigentlich ein Widerspruch. Die Erklärung könnte in der Differenz zwischen Flirt und Beziehung liegen: Während nämlich Frauen durchaus perspektivlose Machomänner mit ins Bett nehmen, würden sie nicht im Traum daran denken, sie zu heiraten. Ob diese Beobachtung wirklich stimmt? Ich weiß es nicht. Nur dies weiß ich – wer nicht an die eigene Zukunft glaubt, der wird auch neimanden finden, der sein Leben teilt – und das ist, genau betrachtet, ganz natürlich.