Journalisten, Liebeswerben und der Mann aus dem Neandertal
Was haben Speed-Dating, Darwin und der Neandertaler miteinander zu tun? Gar nichts. Das allerdings hielt einen Journalisten der „Wirtschaftswoche“ (und manche seiner Kollegen) nicht davon ab, den bereits hundertfach weich gekochten Artikel über ein Forscherteam und das Speed-Dating noch einmal breitzutreten. (Derselbe Artikel erschien auch im Handelsblatt).
Es ist nicht nur die kritiklose Wissenschaftsgläubigkeit, die mich an dem Artikel stört, sondern auch das schnelle Herumhopsen mit den Begriffen. Glaubt jemand im Ernst, die Ergebnisse von 20 Probanden bei einem Spielchen wie Speed-Dating wären wissenschaftlich relevant?
Also: Der Homo sapiens sapiens, mindestens das männliche Exemplar, denkt nicht, sondern fliegt auf die Schönen – beide, männliche und weibliche Exemplare der Gattung, lassen sich von den Genen leiten. Das geht noch platter: „Der Mensch denkt, das Gen lenkt.“
Der Neandertaler (Assoziation: muskulös, gedrungen, behaart, kein aufrechter Gang, Keule unterm Arm) wird nun aus dem Zettelkästchen als Zerrbild geholt – und dann – ja dann. Mal mit Erwähnung von Darwin, mal ohne, wird unterstellt: Die Natur wusste schon lange, dass die besten Menschen herauskommen, wenn die Reichen mit den Schönen ins Bett steigen.
Auf einen solchen Journalismus können wir, mit Verlaub, verzichten.
Zuvor bei der Liebepur veröffentlicht: Dies.
Wortidentisch auch in „ich schreibe für sie“.