Das Schicksal? Nehmen Sie es endlich in die Hand!
Wenn Sie einmal sehr akademisch werden wollen, liebe Leserinnen und Leser, dann müssen sie eine Diskussion darüber anfangen, ob es denn überhaupt sozial korrekt ist (sie können „angebracht“, „natürlich“ oder sonst etwas einsetzen), den Lauf des Schicksals willentlich so zu beeinflussen, dass Sie sich einen Partner aus den Weiten des Webs fischen?
Sollten Sie sich nicht zunächst um die armen, nach Liebe, Ehe und Kindern lechzenden Menschen in ihrer nächsten Umgebung kümmern? War nicht das Warten schon immer eine Tugend? Darf man das „Schicksal“ überhaupt willentlich herausfordern?
Sie erkennen unschwer, dass dies alles Diskussionen aus einer Zeit sind, als Kinder noch auf ländlichen Frühlingsfesten gezeugt wurden, damit geheiratet werden konnte – und Bürgerstochter und Bürgersöhnchen noch Hand in Hand als Verlobte gingen und fleißig auf das eigene Bett sparten – und in der eine Jungfrau erst blaustrümpfig und dann so verschroben wurde, dass sie die Gassenjungen auf der Straße verlachten.
Das Schicksal in die Hand nehmen? Das müssen Sie ohnehin, selbst wenn Sie gläubig sind. Nennen Sie es ihre Erbanlagen, ihr Ausbildung oder Gottes Gaben – es ist völlig gleichgültig. Wenn Sie persönlich nichts davon umsetzen, ist die Erbanlage, die Ausbildung oder die Gabe Gottes nichts wert – und die Saat verdörrt.
Also fragen Sie sich nicht, welches Schicksal für sie bestimmt ist. Ein Stuttgarter Pfarrer mit sarkastischem Humor pflegte auf die Frage „was wird einmal aus mir werden“ stets die Wahrheit zu sagen „Sie werden in einem Holzkasten liegen und wenn sie Glück haben, wird jemand eine Rose auf ihren Leichnam werfen.“ Am Ende fügte er dann hinzu: „Wichtig ist doch für Sie jetzt erst einmal, was davor sein wird, nicht wahr?“
Er hatte Recht: Fragen wir uns nie, wozu wir bestimmt sind – fragen wir uns, was wir aus dem Leben machen wollen.