Mars und Venus – der Unsinn und Sie
Der Name John Gray wäre vielleicht ein paar US-amerikanischen Studenten bekannt, wenn er nicht 1992 ein Buch geschrieben hätte, das nicht nur in 40 Sprachen übersetzt wurde, sondern dessen verkürzte These von Nachplapperern überall auf der Welt als Pseudo-Argumentation eingesetzt wird: Männer sind vom Mars, Frauen von der Venus.
Die Amerikaner lieben sie, die griffigen Thesen, gleich, ob sie stimmen oder nicht. In Wahrheit geht es um Unterschiede in der Kommunikation – Frauen kommunizieren anders, wenn sie unter Frauen sind, Männer tun das Gleiche, wenn sie unter Männern sind, und wenn beide Geschlechter zusammenkommen, gibt es andere Formen der Kommunikation. Ob er diese Tatsachen wirklich während einer akademischen Tätigkeit ermittelt hat, ist umstritten.
Die These selbst wurde mit vollem Bewusstsein als Provokation angelegt – denn John Gray war klug genug, den Unsinn der zwei Planetenpopulationen, die niemals miteinander kommunizieren können, wirklich zu vertreten.
Doch was ist daraus geworden? Die dümmlichen Nachplapperer können Sie überall finden – von der Bäckereiwarenverkäuferin bis zur Akademikerin. Meist verwenden diese Leute das Argument „Männer sind vom Mars, Frauen von der Venus“ jeweils gegen das andere Geschlecht oder nehmen den Satz als Beweis für die Unfähigkeit der Geschlechter, erfolgreich miteinander zu kommunizieren.
So ist die einst humorvolle Provokation nun eben bei den Dummbacken angekommen – und damit haben auch Sie das zweifelhafte Vergnügen, einmal an daran herumnagen zu müssen. Falls es Ihnen wirklich passiert: seien Sie gelassen, sagen sie „ah, das ist aber eine interessante These“ und gehen sie zu einem anderen Thema über. Sie ersparen sich und ihrem Gegenüber damit Peinlichkeiten.