Mr. Appleyards Sicht der Welt
Ein Autor namens Bryan Appleyard hat der alten Tante “Times“ sicherlich einen Gefallen getan, in dem er das „Web 2.0“ angeblich analysierte – und er kommt zu dem Schluss, dass ihm die Sache irgendwie nicht gefällt. Dort sind also Leute, die sich selbst sehr wichtig nehmen, ihre Persönlichkeit vermarkten und sonst gar nichts? Menschen, die beispielsweise keinen Lebenshintergrund haben als etwas von Erotik und dem G-Punkt zu verstehen? Das vorige Jahrtausend lässt grüßen – und wenn ich böswillig wäre, würde ich schreiben: Da schreibt jemand aus dem vorigen Jahrtausend für das vorige Jahrtausend. Nur ist Mr. Appleyard leider etwas jünger als ich.
Schön, der Artikel hat einen Hauch von Kulturanalyse – aber er hat auch jenen Hauch von elitärer Arroganz, den Wissenschaftler gelegentlich haben und den auch die TIMES manchmal eben hat: Wir bestimmen, wer wichtig ist, wir sagen, wer berühmt werden soll …. Wir, wir, wir.
Natürlich weiß auch ich nicht, was aus dem Internet wird („Web 2.0“ ist nichts als ein Modebegriff) – aber eines weiß ich: Man sollte Menschen nicht beschimpfen, nur, weil sie in der Öffentlichkeit eine Rolle spielen wollen. Die Presse selbst sorgt täglich dafür, dass irgendwelche kulturlosen Leute in den Schlagzeilen stehen. Sie sollte sich an die eigene Nase fassen und aufhören, auf Menschen herumzuhacken, die nichts wollen als der Macht der Arroganz etwas entgegenzusetzen. Wenn es eines Beweises für die Arroganz der TIMES bedufte: Sie veröffentlichte den Artikel unter „Technologie“.