Dating-Branche: Warnung vor Hochmut
Vielleicht muss man den Kunden von Dating-Seiten einfach einmal sagen, was sie sind: Die Verfügungsmasse von Unternehmern, die kaum noch jemals ihrer ursprünglichen Idee verpflichtet sind, sondern nur noch dem Profit.
In den USA und im UK gilt dies selbstverständlich auch für „freie“ Seiten – und zwar noch verschärft: Sie haben überhaupt nur die Masse ihrer „User“ als Geldquelle, – und allein davon leben sie. Ihre Bosse denken jeden Tag an den Dollar – und an nichts als den Dollar. Anders als wirklich innovative Unternehmen, wie beispielsweise Google, lassen sie sich nicht einmal etwas Neues einfallen – wenn überhaupt, dann kopieren sie Ideen, die andere schon hatten: Ein typisches Beispiel sind die vielen Dutzend neuen „Web 2.0-Seiten“, die Dating als Thema haben – aber durchaus auch die Neugründung „chemistry.com“, die eigentlich keine wirkliche Innovation beinhaltet.
Wer den Bossen zuhört, dem fallen die Haare aus: Ein Teil versteht nicht einmal mehr etwas vom Dating-Geschäft sonder spielt inzwischen auch mit seinen Kunden Bullshit-Bingo – Hohlworte aus dem Geschäftsleben in die Welt setzen und ständig wiederholen – und sie haben auch noch Erfolg damit. Warum? Weil sie keine Kundenbindung brauchen.
Der Kunde wird gewonnen, was so gegen drei Dollar kostet – und dann versucht man, 90 bis 180 Dollar daraus zu machen – mehr geht meistens nicht. Anders als Elektrohändler oder Buchverkäufer wird von den Datingdiensten gar nicht erst erwartet, dass sie irgendeine Kompetenz für ihr Produkt haben: Das ganze Geschäft macht ohnehin eine Software, die bei allen Unternehmen irgendwie ähnlich ist – ich möchte wirklich einmal wissen, wer von diesen Wichtigtuern im Management wenigstens die Formeln kennt, nach denen Partner ausgesucht werden – ich vermute, sehr wenige.
Als Trend schwappt dies mittlerweile auch nach Europa über. Gerade hat Match.com einen Mann zum Chef des UK-Geschäfts ernannt, der keinerlei Bindungen an die Branche hat und der dennoch voller Hochmut Behauptungen in die Welt setzt. Die Kunden? Es gibt keine Kunden. Die Formel heißt: Friss den Brei, wie wir ihn kochen, du dummer User, oder geh zum Teufel. Zum Teufel? Besser, den Leuten erwachsen endlich wieder ernsthafte Konkurrenten – mit wirklich neuen, engagierten und klugen Geschäftsideen.