Der Flirt: Kommt Opas Soft-Anmache wieder in Mode?
Der Flirt ist mehrfach in schlechten Ruf geraten: Mal war er ein Zeichen, dass Partnersuchende vergangene Romantik-Gelüste wieder heraufbeschwören wollten. Dann war er – und ist immer wieder – Gegenstand jeder beliebigen Feminismus-Debatte. Und sie steht dann unter dem besonderen Motto: „Ey, ist es mal wieder die plumpe Macho-Anmache?“
Ich habe dieser Tag etwas gelesen, was „fast richtig“, jedenfalls aber äußerst intelligent ist, und dies wahrhaftig in einer Regionalzeitung. Demnach ist der Flirt nicht so „out“, wie viele moderne Menschen denken.
Zunächst einmal sollte ich sagen, dass der „Flirt“ zumeist non-verbal beginnt und dabei so gut wie immer von der Frau ausgeht. Die „plumpe Anmache“ hingegen geht meist vom Mann aus, ist unspezifisch, verbal und nicht selten dummdreist.
Das Spiel mit der Attraktivität
Der Flirt ist – ich habe sein paar Dutzend Mal geschrieben – das Spiel mit den Möglichkeiten. Die eigene Attraktivität wird eingesetzt, Zeichen der Bereitschaft werden ausgesandt, und das Spiel kann beginnen. Nicht selten geht der Flirt von verheirateten Frauen aus – sie haben das größte Interesse, zu erproben, wie attraktiv und begehrt sie noch sind. Zugleich ist der Flirt für sie eine Schutzzone – da kommt frau jederzeit wieder raus, und wenn sie mal rein will – nun gut, das gehört auch zum Leben.
Frauen sind im Vorteil
Männer haben – entgegen anderen Aussagen – wenig Chancen, Flirts zu trainieren. Sie sollten einfach bereit sein, auf die eindeutigen und unverwechselbaren Flirtsignale zu reagieren. Freilich kann es peinlich werden, wenn ein Mann Flirtsignale wahrnimmt, die tatsächlich oder angeblich gar nicht gesendet wurden – aber auch das gehört zum Erfahrungsschatz der Menschen.
Frauen sind eindeutig im Vorteil: Sie verfügen bereits über das gesamte Repertoire des Flirts, mindestens aber über seinen non-verbalen Teil. Und der lässt sich wahrhaftig ausbauen – besonders, wenn sie vor dem Spiegel üben, wie man die einzelnen Gesten noch effektiver gestalten kann.
Der Flirt – wie kann oder soll es weitergehen?
Singles sollten flirten, so oft es geht – denn nicht der momentane Erfolg entscheidet. Es ist die Übung, das Spiel mit Versuch und Irrtum, Einladung und Abweisung, dass es zu erlernen gilt. Die meisten Flirts enden ohnehin damit, dass man wieder auseinandergeht.
Die Frage, die sich viele stellen: „Kann es sein, dass ich den Punkt versäume, an dem sich alles hätte wandeln lassen?“ Der Punkt, an dem eine lustvolle Nacht oder eine Beziehung möglich geworden wäre?
Ja, es kann sein. Wer viel Gelegenheit zum Flirten hat, kennt den Punkt sicherlich. Er deutet sich an, wenn das Gespräch eine Wende nimmt, die sich auch körperlich ausdrückt. Je mehr Risiko damit verbundene ist, die Hürde vom verbalen Flirt zur sexuellen Lust zu überspringen, umso schwieriger wird die Entscheidung. Und es gibt zweifellos einen zweiten Punkt, an dem der Geist ebenso schweigt wie die Moral: Wenn die Lust zum Rausch wird, werden alle Hürden und alle Kleidungsstücke heruntergerissen. Und am nächsten Morgen wird sich die eine oder andere Frau fragen: „Wie konnte mir das nur passieren?“
C‘est la vie.