Prognose 2018 – zweiter Teil – Verfahren, Erwartungen, Menschen
Wie ich in einer anderen Prognose schon andeutete, sind keinerlei Innovationen von irgendeinem Zweig der der Dating-Branche zu erwarten. Das beruht auf drei Faktoren:
1. Es ist kein Geld für echte Innovation da. Das gilt für Neugründungen wie auch für die „etablieren“ Anbieter.
2. Es gibt keinerlei neuen „wissenschaftlichen“ Methoden für das „Matching“ (dies wird aber behauptet).
3. Die technischen Möglichkeiten (Datenbanken und Algorithmen) sind ausgeschöpft – es ist nicht einmal nötig, hier Neues zu schaffen.
Alles angeblich Neue ist alter Käse
Alles, was als „neu“ verkauft wird, sind Neuauflagen des Bekannten: Man will besser Übereinstimmungen mithilfe de genetischen Codes feststellen, verfügt angeblich über „psychologisches“ Geheimwissen, um Übereinstimmungen festzustellen oder nutzt Derivate aus dem Online-Marketing, um die „tatsächlichen“ Wunschpartner zu finden. All diese Methoden sind längst bekannt – und sagen so gut wie gar nichts aus. Mit dem genetischen Code kann man möglicherweise ausschließen, dass man an die wenigen „genetisch Falschen“ gerät. Aber das ist ohnehin unwahrscheinlich. Urteil: Bullshit, weil die Effektivität zu gering ist. Prognose: Kaum jemand wird so s dumm sein, dafür noch mehr zu zahlen, als ohnehin schon gefordert wird.
Virtuelle Dummheiten
An das „virtuelle Dating“ glaubt die Branche selber nicht wirklich. Mich wundert ein wenig, wem sich dieser Blödsinn überhaupt verkaufen lassen soll. Seit es Telefone, Skype oder etwas Ähnliches gibt, gibt es auch „virtuelle Dates“, und doch entscheidet am Ende die reale Begegnung – und nichts sonst. Urteil: Krönung von Bullshit. Je virtueller, umso mehr Raum für Beschiss. Prognose: Nicht mal die Branche glaubt daran – das wird nichts.
Geld rauswerfen „for nothing“ – Superrechner und Super-Software
Die größte Übertreibung liegt darin, in Zukunft die zwar vorhandenen, aber für den Zweck völlig unterforderten Superrechner mit neuen Mega-Programmen einzusetzen, die für ein KI-Matching angeblich gebraucht werden. Auch diese Idee ist keinesfalls neu. Sie wurde entwickelt, weil alle bisherigen Matching-Verfahren angeblich „zu viele“ Passungen gefunden hätten. Das alles hatten wir schon mal: Matching bis auf die soundsoviele Nachkommastelle. Ich erwähne hier mal die „modifizierten“ 16PF5-Tests. Das Problem: Je mehr Parameter man hat, umso weniger Personen kommen infrage – und je weniger Personen „gefunden“ werden, umso weiter muss man reisen, um diese zu treffen. So die Praxis und die Logik. Der Rest ist eine freie Erfindung der Leute, die so etwas verkaufen wollen – oder eine Spielerei von Mathematikern. Urteil: viel Aufwand, um Eindruck zu schinden, kein Gewinn für die Singles. Prognose: Wenn es „ehrlich“ gemacht wird, ist der Aufwand viel zu groß, weil alle dies auch ein normaler HOST kann. Also ist zu erwarten, dass man dergleichen behauptet, ohne solch differenzierte Verfahren zu verwenden – wie gehabt.
Die Verleger als Dating-Unternehmer?
Einer der größten Treppenwitze ist das Engagement der Verleger in „eigene“ Singlebörsen, auf denen nur ihr Etikett klebt. Ich frage Verleger schon gar nicht mehr nach Ethik – es ist aussichtslos.
Faktor Mensch – in Schieflage
Ganz generell sind Menschen, die auf Dating-Unternehemn zu gehen, oft von dem überfordert, was sie erwartet. Die „handlichen“ Behauptungen, die an jeder Plakatwand kleben, suggerieren, dass man seine Daten in die Maschinerie eingibt, zahlt, Partner aus dem Automaten herauspurzeln und man sich dann flugs verlieben kann. In Wahrheit wäre „eigentlich“ eine Einweisung in die Bedingungen erforderlich – oder eine „Eignungsprüfung Online-Dating“. Jedenfalls versuchen immer mehr Kunden, nach einigen für sie erschreckenden Nachrichten die Verträge zu kündigen, obgleich etwas Geduld, Toleranz und eine Packung Dicke-Fell-Tabletten auf Dauer durchaus helfen könnte. Schlicht gesagt: Diese Leute glauben, hereingelegt worden zu sein. Auf Dauer kann dies nicht wirklich gut für die Unternehmer sein, die ihrerseits darauf bauen, die Gerichte dauerhaft auf ihrer Seite zu haben. Prognose: Nichts wird sich ändern – zu Lasten der hoffnungsfrohen Singles.
Frauen sind noch lange nicht „auf dem Weg“
Nach wie vor sind Frauen innerlich am wenigsten auf Online-Dating eingestellt – und nicht nur das. Die späte Partnersuche oder erneute Partnersuche zerrt an ihrem Weltbild, dass ein edler Ritter um sie werben müsse. Gegenwärtig erleben wir, dass Frauen sich entweder unterschätzen oder aber überschätzen.
Das Überschätzen ist bekannt, es wird im Allgemeinen codiert als „Ansprüche haben“. Das Unterschätzen betrifft eher jene, die sich nicht trauen, dem Markt offensiv gegenüberzutreten. Ihre Auffassung kann so beschrieben werden: „Ich bin eine Frau, und ich muss mich weitgehend zurückhalten und gewissen Normen und Vorstellungen gerecht werden.“ Diese Einstellung passt nicht mehr in die Zeit. Besser wäre die Botschaft: „Ich suche jetzt, und niemand darf mich wegen meiner Methoden be- oder verurteilen, die ich dabei anwende.“ Mit anderen Worten: Frauen gewinnen am Dating-Markt nur, wenn sie selbstbewusst, offensiv, vorurteilsfrei und nicht in Traditionsmustern verhaftet Online-Dating betreiben.
Ich sehe auch für 2019 keinen Wandel im „Menschlichen“. Den Unternehmer ist weitgehend egal, ob es bei ihnen oder im sozialen Kontext Fortschritte gibt. Sie haben sich längst von den Bedürfnissen ihrer Mitglieder verabschiedet – und solange es keine Alternativen gibt (was sehr wahrscheinlich ist), bleibt das auch so.
Alternativen? Wenige – und keine, die wirklich Freude bereiten
Oh – und wie ist das eigentlich mit Alternativen? „Tanzen gehen“? Ü-30-Partys?“ Verkuppeln lassen? Vielleicht gar eine „echte Partnervermittlung?“ Ich sage einen klaren Satz mit einer klaren Prognose: Wer mit 25 keine feste oder entwicklungsfähige Beziehung vorweisen kann, die er anderweitig gefunden hat, dem bleibt nicht viel mehr als Online-Dating. Klar freut das die Branche mehr als die Singles. Aber es lässt sich eben auch nicht ändern.