Deutsche Männer um 45 und Sex – unspektakulär
Männer um 45 haben zwar ein reges Sexleben, aber nichts Genaues weiß man nicht. Außer, dass heterosexuelle Männer viel masturbieren und am häufigsten Vaginalsex mit Frauen haben (fast 100 Prozent). Etwa 58 Prozent der Glücklichen bekamen von einer Frau Oralsex, und nur etwa sieben Prozent hatten (vermutlich aktiven) Analsex. Überraschenderweise waren die Männer als Jünglinge überraschend brav: Das Eintrittsalter in die Lust, mit Frauen „echt“ sexuell zu verkehren, lag bei 18 Jahren.
Die Forschung, die derzeit groß in der Presse herauskommt, basiert auf imponierende 12.000 Männer von exakt 45 Jahren.
Fragt sich: Wie zuverlässig sind diese Zahlen?
Merkwürdige Forschungsgrundlagen
So ganz traue ich dem Braten nicht – denn die Ergebnisse stammen aus einem Fragekatalog, den Ärztinnen und Ärzte 45-jährigen Männern vorlegten, die „im Zusammenhang einer Untersuchung zum Prostatakrebs-Riskio“ erhoben wurden. Und genau da liegt die Erste von mehreren Unsicherheiten: Denn die Frage ist, wie viele Männer ohne Beschwerden im „zarten“ Alter von 45 bereits zur Prostata-Vorsorge gehen. Wer es absolut wissen will: Die Vorsorgeuntersuchung ist erst ab 45 Jahren vorgesehen – und die Krankenkassen zahlen nicht die komplette Untersuchung, sondern nur einen kleinen Teil. Schon diese Tatsache wirft ein merkwürdiges Licht auf die Studie- nicht, soweit es den Prostatakrebs betrifft, denn dort ist es sicherlich sinnvoll, bei der Erstuntersuchung solche Fragen zu stellen. Zum Beispiel will man wissen, ob Masturbieren oder häufiger Geschlechtsverkehr das Risiko senkt oder erhöht.
Forscher wissen – wie so oft – natürlich selbst ganz genau, was zweifelhaft ist, und schreiben:
(Es) ist es wahrscheinlich, dass Männer, die sich besonders für vorbeugende Gesundheitsversorgung interessieren, in ihr überrepräsentiert .. (sind).
Gesundheitsbewusstsein und Männer
Man könnte weitergehen: Da Urologen immer wieder beklagen, dass ohnehin sehr wenige Männer die Krebsvorsorge in Anspruch nehmen, und schon gar nicht solche unter 50 Jahren, kann man die untersuchten Probanden auch als fanatische Randgruppe bezeichnen, die keinerlei Bedeutung für den Rest der Männer hat. Nach einem glaubwürdigen Bericht nutzen nur 17 Prozent der Männer (aller Altersgruppen) den Test. Nun kann kann sich leicht vorstellen, wie viele Männer dies bereits mit 45 tun.
Immerhin könnte es auch möglich sein, dass diese Männer zugleich ein etwas eigenartiges Verhältnis zu ihrer Sexualität haben.
Drittens ist fragwürdig, ob die Fragebogen – so sinnvoll sie auch gedacht waren – wirklich ehrlich ausgefüllt wurden. Zunächst scheint mir sicher zu sein, dass sie nicht alle unter gleichen Bedingungen befragt wurden – ind er Arztpraxis ist man werde vorbereitet noch hat die Ruhe, wirklich nachzudenken. Ich habe selber ähnliche Fragebögen ausgefüllt und konnte andere Männer sprechen, die diese Fragebogen ausfüllten: Meist ist der Mann geneigt, die Angaben zu beschönigen.
Und das Fazit: Ja, das ist eine Studie – aber leider ziemlich belanglos. Wir erfahren ganz viel über ganz wenig – und das, was wir erfahren, repräsentiert kaum die männliche Sexualität.
Und falls Sie Zweifel haben: Nutzen Sie in jedem Fall das Angebot der Vorsorgeuntersuchung, und lassen Sie auch den PSA-Test machen, auch dann, wenn er Sie etwas kostet. Und versuchen Sie, dabei mit Ihrem Urologen ins Gespräch zu kommen. Denn der Test muss unbedingt ausführlich erläutert werden.