Liebe ist stärker als Sex – und Puppen sind stärker als Teddybären
Der erste Teil des Satzes wird gerade im frauenaffinen Blog „Beziehungsweise“ behauptet, genau genommen hießt die Überschrift
Liebe hat mehr Kraft als Sex.
Den zweiten Teil habe ich hinzuerfunden, um zu beweisen, wie blödsinnig der erste Satz ist. „Bewiesen“ werden soll alles durch die Forschungen der sattsam bekannten Anthropologin Helene Fisher, die schon zuvor durch recht einfache Muster in ihren Forschungen auffiel. Und dann wird auch noch die zwar honorige, aber bislang höchst oberflächliche Gehirnforschung zitiert. Obgleich diese Forschungen seriös sind, vereinfacht sie jedoch stark – sie kann gar nicht anders, weil sie nicht das Denken und Fühlen selbst dokumentiert, sondern dass sich „Stärke der neuralen Aktivitäten“ verändert, je länger eine Beziehung dauert.
Liebe ist mehr als ein Gefühl, sondern offenbar ein Auftrag
Nun gut – in der Studie, deren Extrakt mir vorliegt, wird erheblich vorsichtiger argumentiert. Die Forscher nehmen an, dass die Liebe aus Zuneigung eher ein zielorientierter Bestandteil des menschlichen Seins ist als ein bloßes Gefühl, oder mit anderen Worten: Eher eine Abhängigkeit, die ähnliche Auswirkungen hat wie Drogen. Daraus werden nicht nur positive Schlüsse gezogen – man erklärt damit beispielsweise auch, „warum Gefühle und Verhaltensweisen bei der Ablehnung eines Liebes-Angebots nur schwer kontrollierbar sind.
Unzulässiger Vergleich: Liebe ist stärker als Sex
Der Satz „Romantic love more powerful than sex” stammt in der Tat wieder von Helen Fisher und er wurde bereits im Mai 2005 in „EeurekAlert“ zitiert – wieder als populistische Behauptung.
Nun wird jeder sagen: „Na klar ist das so“, und dabei aus eigenem Erleben schöpfen. Aber es ist eben ein Unterschied, ob wir es wirklich wissen, weil wir es erleben können, und uns darüber austauschen können, oder ob Frau Helen Fisher dies vor einem „wissenschaftlichen“ Hintergrund behauptet.
Tacheles: Menschen handeln ganzheitlich, nicht mal mit diesmem, mal mit jedem Teil des Gehirns
So und mal Tacheles: Wissenschaftler können über das System des Gehirns und seine Teile forschen und wie können dabei Wahrheiten zutage fördern. Der Mensch aber wirkt durch seien Gesamtheit, nicht durch die Teile seines Gehirns. Die Unterschiede in Gehirnhälften oder die Verarbeitung von Informationen in Teilen des Gehirns mag unterschiedlich sein, und all dies mag manches erklären.
Und doch wirken wir als Mensch nur in einer Weise: mit der Gesamtheit aller Teile unseres Seins. Und deswegen sind Sprüche wie „Liebe ist stärker als Sex“ eher Albernheiten, die zur Veröffentlichung in Frauenzeitschriften geeignet sind, als Fakten, die wir uns hinter den Spiegel stecken sollten.
Quellen: Beziehungsweise, EurekAlert, StonyBrook.