Nackt sein – eigentlich völlig blödsinnig
Nackt sein muss ein euphorischer Zustand sein – oder sollte ich sagen: ein paradiesischer? Und ein Satz zuvor: Hier spreche ich nicht von FKK-Enthusiasten.
Das Internet ist voll von fanatischen Beiträgen von und über Frauen, die Tag und Nacht unbekleidet in der Wohnung herumhopsen. Da zitiere ich doch gleich mal eine der „üblichen Verdächtigen“:
Es geht in erster Linie um Gesundheit, Körperbewusstsein und Body-Positivity. (Positives Körpergefühl) Doch auch im Erotischen sorgt das – nennen wir es – „Nacktbewusstsein“ für eine Verbesserung deines Liebeslebens.
Das Selbstbewusstsein, das Körpergefühl, das Liebesleben – alles wird positiver, wenn wir nackt sind. Nur – wer glaubt denn das wirklich? Und selbst, wenn wir uns solo ganz wohl fühlen würden und beständig nackt hinter den zugezogenen Gardinen leben würden – was wäre dann, wenn wir ein Date hätten?
Sie werden ja jetzt sofort einwenden: Also, eine anständige oder umsichtige Frau lädt doch keinen Kerl in die Wohnung ein. Also: erstens stimmt das nicht immer, und zweitens ist nach dem Date oftmals vor dem Sex – und der findet selbst im Sommer zumeist in verschlossen Räumen statt.
Nahezu alle Gesundheits- Psycho- und Sexprediger raten Frauen, sich der Schönheit ihres Körpers bewusst zu werden, egal, wie der gerade aussieht. Und obwohl Frauenzeitschriften letztlich davon leben, dass kaum eine Frau glaubt, nackt perfekt zu sein, tröten sie diesen Unfug in die Welt hinaus.
Wobei ich anmerken möchte: Jede Frau mag sich so schön fühlen, wie sie will – aber das heißt nicht, dass sie auch auf Männer optisch oder gar ästhetisch schön wirkt. Und wenn eine Frau wirklich einen makellosen, nackten Körper präsentiert, heißt die noch lange nicht, dass sie damit auch sinnlich wirkt oder Begehrlichkeiten weckt.
Und nun komme ich zum Punkt: Glaubt doch nicht den Blödsinn, den euch die Gesundheits- Psycho- und Sexprediger(innen) vermitteln wollen. Kleidung schützt nicht nur vor möglichen begehrlichen Blicken, sondern auch vor Peinlichkeiten, Kälte, Verletzungen und UV-Strahlung. Und ja, es ist wesentlich sinnreicher, Kleidung zu tragen, als nackt zu sein, auch im Haus.
Und was die Liebe angeht … Haut mit was drauf ist wesentlich erotischer als Haut ohne was drauf. Glatt rasierte Nackfrösche im Schlafzimmer? Na ja, wer sich dann paradiesisch fühlt, mag’s tun.
Was für den Körper gilt, sollte auch für den Geist und die Emotionen gelten: Sie selbst dürfen alles denken und alles fühlen, alles wirklich empfinden und alles faken, was Sie wollen. Ansonsten verhüllen Sie Geist und Gefühl so gut wie möglich. Ihr Lover soll auch später noch etwas zu entdecken haben, und manches soll er vermutlich niemals entdecken.
Das war Tacheles für den Montag. Einspruch? Dann mal raus damit!
Ziemlich nformativ und bebildert: Gerne nackt sein.