Droht die komplette Banalisierung von Online-Dating?
Mark Zuckerberg ist mal wieder in der Presse, und er kündigt an, was viele längst befürchtet haben: Er will auch das Online-Dating-Geschäft an sich reißen. Jedenfalls den Teil, der ohnehin „online“ stattfindet und der entsprechend banal ausgestattet ist.
Angeblich werden FACEBOOK-Mitglieder für die neue Dating-Funktion „gesonderte Profile“ anlegen müssen, was doppelt aufhorchen lässt. Denn in solchen „gesonderten“ Profilen werden voraussichtlich noch mehr und deutlich intimer Daten verwendet werden als in „normalen“ FACEBOOK-Profilen. Und die kann FACBOOOK noch so sehr „schützen“ – sie können dennoch jederzeit für die Werbung innerhalb FACEBOOKS genutzt werden. Wie bei Zuckerberg üblich, gibt er sich als „Gutmensch“ und nicht als knallharter Geschäftsmann, der er in Wahrheit ist (Zitat) :
Der Dienst solle helfen, langfristige Beziehungen aufzubauen, nicht nur kurzfristige Flirts, sagte Zuckerberg mit einem unverhohlenen Seitenhieb auf Tinder.
Der Trick mit den „langfristigen Beziehungen“ ist nicht neu, aber reichlich verbraucht. Jede Singlebörse, die nicht gerade als „Sex-Börse“ fungiert, behauptet, für langfristige Beziehungen geeignet zu sein. In Wahrheit ist es aber die Preis- und Aufwandhürde, die aufgegeilte Herren und notorisch bedürftige Damen davon abhält, sich bei „seriösen“ Singlebörsen wie Online-Partervermittlern anzumelden.
Und so hat die neue FACEBOOK-Ankündigung vor allem die „Match“-Chefin Mandy Ginsberg aufgeschreckt, zu deren Konzern auch TINDER gehört. Anders als für Match oder Tinder, die ja erst Kunden gewinnen müssen, bevor sie an Profite denken können, ist es für Zuckerberg ein Kinderspiel, die angeblichen 200 Millionen Singles mit Werbung zu bombardieren. Allein aus dieser Sicht sind die Befürchtungen berechtigt.
Ob die „FACEBOOKISIERUNG“ der Welt allen gefällt? Offensichtlich ja, denn kaum jemand schreckt davor zurück, für FACEBOOK zu werben, indem er mitteilt, auf FACEBOOK zu sein.
Indessen ist der wirtschaftliche Erfolg des FACEBOOK-Datings noch lange nicht sicher – warten wir erst einmal auf das Modell, mit dem man an den Markt geht. Allzu viel Varianten gibt es nicht, und am Ende könnte es sein, das FACEBOOK-Dating eine Möglichkeit neben vielen anderen ist. Die Banalisierung des Online-Datings ist ohnehin längst Realität, und an jeder Ecke kräht derzeit jemand herum, er habe eine revolutionäre Online-Dating-Idee.