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Lecker sein und Ansprüche haben … was passiert dabei wirklich?

Eine gängige Annahme geht davon aus, dass ungefähr jeder achte Mensch für eine Beziehung infrage kommt: Ähnliches Alter, ähnlicher Bildungsstand und ähnliche Umgebung vorausgesetzt.

Da nehmen wir am besten eine Hauptschulklasse mit 32 Schülern – die können Sie sich vorstellen, nicht wahr? Wenn nicht, darf es auch eine Abiturklasse oder eine Realschulklasse sein. Es ist wahrscheinlich, dass Sie als Mitschüler mit vier der 32 Schüler/Schülerinnen bestens auskommen, und falls es eine gemischte Klasse war, sich also eine Liebschaft mit zwei der infrage Kommenden vorstellen können, nicht wahr?

Das Beispiel ist hübsch übersichtlich, deshalb habe ich es gewählt. Und nun geht es erst richtig los …

16 echte Kandidaten aus 32.000 Mitgliedern?

Nehmen wir an, Ihr Anbieter würde Ihnen 32.000 ernsthafte Profile zu Verfügung stellen, davon je 16.000 Männlein und ebenso viel Weiblein. Dann rechnen Sie (Grundrechenarten) mit 2.000 Möglichkeiten. Leider sind nicht alle gleichen Alters und gleicher Bildungsstufe und auch sonst sollen sie ja noch ein bisschen vorsortiert werden. Ich arbeite mit der Faustformel „Potenzen von fünf“. Das heißt, wenn Sie jetzt noch drei Mal Kriterien einführen, die in „eins aus fünf“ passen, dann müssten Sie nun 2.000 durch 125 teilen. Geht 16 Mal, also bleiben 16 „reguläre“ Kandidaten/Kandidatinnen.

Mehr oder weniger Kandidaten

Na schön – ganz stimmt das nicht, weil sich die Anzahl der gefundenen Partner nicht linear verteilt. Es können also deutlich mehr Kandidaten sein – aber auch deutlich weniger. Und ich habe da noch nicht – beispielsweise – auf Sachsen-Anhalt heruntergerechnet. Wenn Sie Pech haben, sinkt die Anzahl der möglichen Partner dabei ganz schnell unter eins – auch ohne spezielle Ansprüche, allein schon beim Alter und Bildungsstand.

Und nun sitzen sie da: Sie suchen unter den Wenigen die Besten. Das tun fast alle, also begünstigen Sie die Besten, die nun die freie Auswahl haben, und schaden zugleich sich selbst, weil sich der ganze Aufwand nicht lohnt.

Die Suche nach dem Besten schadet allen, außer den Besten

Jeder, der unter den Menschen eine besondere Klugheit, ein besonders hohes Einkommen oder eine besondere körperliche Schönheit sucht, wird bald feststellen: Nur vom Durchschnitt gibt’s genug, und der Durchschnitt macht ungefähr die Hälfte der Menschen aus. Über dem Durchschnitt liegen also maximal 25 Prozent, von denen jedoch nicht alle die Spitzenattribute in Klugheit, Einkommen und Schönheit auf sich vereinigen. Und nun suchen sich ja nicht nur die 25 Prozent gegenseitig, sondern auch noch (mindestens) die 50 Prozent versuchen, auf diese 25 Prozent zuzugreifen.

Wenn’s Ihnen noch nicht genug ist: Gehen Sie noch mal virtuell zurück zur Schule: Von den zwei Jungs/zwei Mädchen, die Sie vielleicht gewollt hätten, wie viele von denen wollten Sie?

Aber Sie – sie schaffen es … nur wohin?

Und nun gibt es ein Leckerli, das Ihnen in Hunderten von dösigen Artikeln und Kommentaren begegnet: Es kann aber auch ganz anders sein. Und da sage ich: Klar kann immer alles ganz anders sein. Für Aschenbrödels und alle, die an Märchen glauben. Und auch real, aber nur mit einer sehr, sehr geringen Wahrscheinlichkeit. Oder sehr viel Einsatz: intellektuell, körperlich und emotional. Mit Rückschlägen und Schlappen kurz vor dem Ziel. Mit Schnotten und Tränen (1) und manchmal mit Alkoholismus oder in der Psychiatrie.

Soweit die Wahrheit. Die Lügen dazu lesen Sie bitte anderwärts.

(1) Norddeutsch für „so verzweifelt sein,, dass die Augen tränen und der Rotz aus der Nase läuft.“

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