Warum Singles Illusionen haben
Die Sache mit den Singles ist eigentlich einfach: Singles haben Illusionen, weil sie viel erwarten und die Branche sie in diesen hohen Erwartungen unterstützt. So gut wie der gesamten Branche ist es völlig wurst, ob sich der einzelne Single dabei betrogen fühlt: Sie sind Wirtschaftsunternehmen – und weiter gar nichts. Die meisten der so genannten „Experten“, die viel herumtönen, kommen entweder aus der Soziologie oder aus der Psychologie – dann ist zu erwarten, dass sie vom Thema so gut wie gar nichts begreifen, aber sehr geschwätzig sind, weil sich „ähnliche“ Beobachtungen an Menschen ja immer „irgendwie“ übertragen lassen. Ein Graus sind die Computerfreaks, die glauben, eine Singlebörse nach ihrer Benutzeroberfläche beurteilen zu können – sie sind einfach ohne jeden Nutzen. Jetzt kommen noch die selbst ernannten Laientester hinzu – die meinen, sie hätten die Weisheit schon gefressen, nur weil sie einmal einen Löffel halten durften – oder mit anderen Worten: Wer in der Großstadt an einer Singlebörse Partner „handelt“, kommt zwangsläufig zu anderen Ergebnissen als jemand, dem auch mal ein Einblick in die Provinzmauselöcher gelingt.
Wer kann es denn nun wirklich beurteilen? Jemand, der über drei Dinge verfügt: Zahlen, Fakten und die Möglichkeit, beide richtig einzuordnen. Die Wahrscheinlichkeit, einen Partner zu finden, besteht in der Theorie nämlich hauptsächlich aus Mathematik und in der Praxis hauptsächlich aus der eignen Logistik: Wen kann ich wie und wo treffen und was kann für mich unter welchen Voraussetzungen daraus werden?
Einfacher? Sie wohnen in Hamburg und ihr Umkreis ist die Welt: Dann haben sie ziemlich viel Möglichkeiten – sogar noch, wenn sie sagen „nur die Bundesrepublik“. Das bedingt, dass sie einen Job haben, den sie fast überall auf dieser Welt ausüben können – oder wenigstens in der Republik. Was viele Singles nicht wissen: die Anzahl potenzieller Partner(innen) lässt sich berechnen. Wenn Sie in Jever oder Emden wohnen und Ihr Umkreis ist 50 Kilometer, sieht die Sache ziemlich mies aus – und noch schlechter, wenn sie in einem Dorf im Südschwarzwald wohnen und sich im Umkreis von 50 Kilometern keine größere deutsche Stadt befindet.
Ich nehme mal stark an, dass mindestens zwei Drittel der deutschen Partnersuchenden diese Zeilen als Blödsinn abtun – nichts ist der Illusion so abträglich wie die Wahrheit. Ich befürchte, diesen zwei Dritteln kann auch ich nicht mehr helfen – dem restlichen Drittel schon noch.