Romantik ist eine Illusion, aber sehr erregend
Noch immer fällt die eine oder andere Schneeflocke vom Thüringer Himmel, und vielleicht mag’s ja daran liegen, dass niemand so recht über Liebe, Lust oder Leidenschaft fabuliert.
Dieser Tage erreichte mich eine höchst kluge und vor allem wahrheitsgemäße Aussage über die romantische Liebe, die ich Ihnen auszugsweise zitieren will:
Das Konzept der romantischen Liebe entstand in Romanen des 18. Jahrhunderts, lange bevor es gelebt wurde, und hängt eng mit der Entwicklung des Individualismus zusammen, … seit dem Zweiten Weltkrieg setzt sich dieses Ideal in großen Bevölkerungsteilen durch.
Woraus wir zweierlei lernen: erstens, dass die „romantische Liebe“ über alle Maßen verlogen ist, und zweitens, dass wir Heutigen weiterhin dieser Illusion folgen, die wir als “Ideal“ verherrlichen.
Warum romantische Liebe eine Illusion ist und trotzdem nützt
Ich spüre fast körperlich Ihren Widerspruch. Sie wollen Romantik. Ein kleiner Teil ihrer eingebauten Denkfabrik beschäftigt sich mit Romantik, genährt von den Trugbildern, die durch Bildschirme und Buchseiten auf Sie einströmen.
Und ich gebe zu, bisweilen romantisch zu sein, nicht nur in der Liebe. Romantik ist eine kleine Flucht vor der Realität – und die ist nüchtern und bisweilen grausam.
Die Frage ist nur, sollen wir unser gesamtes Leben einer Lüge unterordnen, oder sollten wir ab und an in die schöne Scheinwelt flüchten? Mutter Natur lässt sich ohnehin nicht davon abbringen, unser Hirn bisweilen mit Drogen vollzuknallen, deren Wirkung wir als „Verliebtheit“ erleben.
Also tun wir’s eben doch – Romanzieren, lustvoll verlieben, kuschlige oder ekstatische Lüste ausleben – alles in der Art. Und wir lieben dann eben auch tatsächlich – das ergibt sich irgendwie daraus, mal mehr, mal weniger.
Sehen Sie, und das ist eben der Lauf der Natur – egal, ob wir offline oder inline Partner suchen, und ob wir dem Lustwahn oder dem Lustgenuss frönen.