Der Orgasmus – wie „kommen“ eigentlich Frauen am liebsten?
Um kaum etwas ranken sich so viele Mythen und Vorurteile wie um den Orgasmus – nicht nur dem der Frauen, wie ich anmerken will. Doch gerade unter Frauen, sein sie nun Wissenschaftler, praktizierende Sexologen oder „die Frau von nebenan“ werden Tatsachen. Vorstellungen und Mythen zu einem schrecklichen Eintopf vermischt. Am Ende stehen dann drei Aussagen (und eine Vierte, die ich hinzugefügt habe):
– Alle Frauen kommen ausschließlich durch klitorale Stimulation zum Orgasmus – vaginale Orgasmen existieren nicht.
– Erfahrene Frauen bekommen auch oder gar vorrangig durch vaginale Stimulation zum Orgasmus.
– Der Orgasmus kann durch verschiedene Stimulationen ausgelöst werden, das ist individuell unterschiedlich.
– Der Orgasmus wird vom Gehirn ausgelöst, Klitoris, Vagina und andere „erogene Zonen“ leiten nur Informationen ans Gehirn, das unter günstigen Umständen den Orgasmus freigibt,
Was sagt die aktuelle SECRET-Studie?
Dieser Tage erreichte mich nun die SECRET-Studie, die zwar nicht repräsentativ ist, aber durchaus einen Wert als „aktueller Befindlichkeitsmesser“ hat.
Zunächst gaben 61 Prozent der Frauen an, dass sie sowohl durch vaginale wie durch klitorale Stimulation zum Orgasmus kämen, während 35 Prozent angaben, ausschließlich durch klitorale Kontakte, also vermutlich durch Befingern oder Lippen- und Zungenkontakte mit ihren Sexualpartnern zum Orgasmus kämen.
Das Beispiel zeigt das Dilemma solcher Befragungen: Über die Art und Weise des Geschlechtsverkehrs wurde nichts bekannt, und auch die Qualität und Anzahl der Orgasmen spielte keine Rolle.
Solo-Sex führt deutlich häufiger zum Orgasmus
Allerdings sagt die Studie auch dies aus: 80 Prozent der befragten Frauen gaben an, dass ihre eigenes Händchen sie regelmäßig zum Orgasmus führt – oder auch ein Sexspielzeug. Es ist anzunehmen, dass dabei in den meisten Fällen die manuelle oder mechanische Stimulation der Klitoris die entscheidende Rolle spielt. Zur Information: Jeder Vibrator, auch solche zum Einführen, eigenen sich zur Klitoris-Stimulation – besonders beliebt sind aber seit Jahren Vibratoren, die sich zugleich einführen lassen und parallel zur Klitorisstimulation genutzt werden können.
Mehrmals pro Woche masturbieren: auch bei Frauen üblich
Ausgesprochen interessant ist ein anderes Ergebnis der Studie: Frauen masturbieren viel häufiger, als dies in der Öffentlichkeit zugegeben wird. Selbst wenn man den „Sensationsfaktor“ einmal von den Ergebnissen abzieht, so kann man doch sagen, dass gut 50 Prozent der befragten Frauen mehrmals wöchentlich (mehr als vier Mal) masturbieren. Nur ein verschwindend kleiner Teil der Befragten (drei Prozent) masturbierte nie. Etwa ein Viertel der Frauen nutzen dabei regelmäßig Sexspielzeuge.
Ein ziemlich unsinniger Streit: vaginal oder klitoral?
Was ist nun wirklich dran n der Trennung von „vaginal“ und „klitoral“? Die Frage ist leicht zu beantworten, falls man die Anatomie vergisst und die Prozesse nicht beachtet, die dabei im Körper ablaufen. Einfacher: wenn man glaubt, dass der sichtbare Teil der Klitoris alles ist und so naiv ist, zu glauben, dass der Orgasmus dort „entsteht“.
Das ist aber nicht so. Die Klitoris ist ein relativ großes Organ, das auch Impulse und ander Reizungen „aus der Umgebung“ aufnehmen kann. Damit ist dieses Organ in der Lage, auch schwächere Impulse an das Gehirn weiterzuleiten. Letztendlich ist es dem Gehirn völlig egal, woher es seine Stimulationen bezieht. Es nimmt auch nicht einfach irgendwelche „Impulse auf“, sondern mischt sie mit lustvollen Gedanken, Fantasien und Erinnerungen. Wie genau nun der Orgasmus entsteht und warum er mal intensiver und mal weniger intensiv empfundene wird, ist völlig offen – niemand weiß es wirklich.
Das Einzige, was wirklich zutrifft, ist dies: Je intensiver das Gehirn befeuert wird, und je „passender“ der Mix aus Stimulation und Lust ist, umso wahrscheinlicher ist ein guter Orgasmus. Dass diese Situation bei der Masturbation besser gesteuert werden kann, liegt auf der Hand, und insoweit sollte es keinen Mann verwundern, dass die intensiveren Orgasmen bei Frauen „solo“ genossen werden.