Wie wird die Partnersuche nach #MeToo?
Prognosen sind schwierig – aber Sie haben Glück, in mir jemanden zu finden, der schon einige feministische, ideologische und politische Aktionen durchlebt, durchgestanden und überstanden hat. Irgendwie begann alles gegen 1963 mit dem „Weiblichkeitswahn“, einem Buch von Betty Friedan. Wie es mit Büchern so ist: Sie sorgen für eine Menge Wirbel, bleiben aber Papier. Ich war damals zwar noch viel zu jung, um „den Puls an der Zeit“ zu haben, doch das sollte sich zehn Jahre später ändern, als immer mehr Frauen mit ihrem Selbstverständnis experimentierten. Was allerdings allgemeinen als „Frauenbewegung“ verstanden wurde, teilte sich schon bald in einen ideologisch gefärbten Teil, der hauptsächlich an Universitäten gelebt wurde, und einen gleichgeschlechtlichen Teil, der im Wesentlichen für „Frauenzentren“ zuständig war. Ich kann mich an die Zeit zwischen 1973 und 1983 recht lebhaft erinnern, weil die namhaften Änderungen überall erkennbar waren: Mehr Bildung, mehr Selbstbewusstsein und mehr Mittel in Frauenhand – das war der eigentliche Wandel. Und während Frauen Ende der 1970er Jahre noch versuchten, bis zum Alter von 23 (allerhöchstens!) „Unter der Haube“ zu sein, war es in den 1980ern schon durchaus üblich, erst einmal nach der Ausbildung zu schauen.
Was wir aus der jüngsten Geschichte wissen
Was der Radikalfeminismus gewollt hatte, wurde nicht durchgesetzt: Kleiden in Latzhosen, keine Schminke, ohne BH gehen, Jesuslatschen an den Füßen. Hingegen ermöglichte der bessere Status, insbesondere das höhere Einkommen, ein eigenständiges Leben. Dies wurde auch bei der Partnersuche deutlich: Immer weniger Frauen suchten das, was man früher einen „Versorger“ nannte. Zuvor saß dieses Prinzip in den Köpfen der meisten Frauen fest: Hauptsache, frau war „irgendwie“ versorgt. Das wieder führte dazu, dass auch der „letzte Typ“ noch zu „seiner Frau“ kam – besser einen schlechten Mann als gar keinen.
Der Wandel war nun da, und fast jeder Mann konnte ihn spüren: Viele wurden nach kurzer oder auch langjähriger Ehe geschieden, weil Frauen sich auf ihren eignen Weg machten. Und für neue Beziehungen galt: „Zeig erst mal, wer du bist, was du kannst, und ob du überhaupt infrage kommst.“ Das Prinzip, das dahinter steht, ist ganz einfach: Wer wirtschaftlich unabhängig ist, kann eher wählen als jemand, der auf eine Beziehung angewiesen ist.
Beginnt nun eine neue Epoche, und wie wird sie aussehen?
„Politische Korrektheit“ ist ein Thema, das schon lange brodelt – es wird freilich in Akademiker- und Journalistenkreisen ernster genommen als im Volk – gleich, ob jemand „Frau“ oder „Mann“ ist. Wer da sagt „wie müssen alle politisch korrekter werden“, der redet dann auch von Twitter, Feministinnen, Politikern, Filmschauspielerinnen, Regisseuren und allerlei „Intellektuellen“, die trotz des Intellekts keine Gelegenheit auslassen, dummes Zeug zu reden.
Das Volk kümmert wenig, was Akademiker diskutieren
Im Volk ist’s anders: Man will direkt, glaubwürdig und unmittelbar angesprochen werden. Man verzeiht kleine Schnitzer, rümpft die Nase bei mittleren Ausrutschern, und rügt Entgleisungen. Das ist übrigens völlig unabhängig vom Geschlecht. Und „politische Korrektheit“ gilt vielen als verdeckte Lüge: Da will man etwas verschleiern, schönreden oder „entkernen“, weichspülen oder zementieren und auf viele andere Arten verfälschen.
Über #Metoo können Sie derzeit nur mit theoretisch interessierten Akademikerinnen und Akademikern diskutieren, abgesehen von ein paar Leserinnen „bunter Blätter“, die all die Namen kennen, die mir eher fremd sind. Praktisch orientierte Menschen aller Kreise und beiderlei Geschlechts sind eher mäßig interessiert.
Warum #MeToo für Partnersuchende nichts verändern wird
Wenn wir die Sache einmal einkreisen und auf das reduzieren, was #MeToo wirklich ist, dann zeigt sich, wie immer in der Vergangenheit, dass die Auswirkungen von Zeitgeist-Trends auf die Praxis eher bedeutungslos sind. Wenn Frauen und Männer einander kennenlernen wollen, müssen sie Teile ihres Schutzschildes entfernen – wie viel auch immer. Das bedeutet zuvor wie hernach: Selbstbewusst sein, wissen, was man preisgeben möchte. Und sich vorsichtig an Sex herantasten, falls er gewünscht wird und akzeptieren, dass er nicht gewünscht wird oder jedenfalls nicht jetzt.
Was Männer wissen müssen
Für Männer gilt: Niemals auf auf Gespräche einlassen, die aggressiv gegen Männer gerichtet sind, und falls „#MeToo“ explizit angesprochen wird: Einfach sagen, dass man es nicht genau verfolgt habe (was meistens stimmt). Dann ist es an der Frau, zu erklären, was sie darüber gehört hat (denn meist haben auch Frauen die Sache nicht genau verfolgt).
Fazit: Wer eigene Belange vertritt, fährt besser
Ich kann Ihnen dies zu fast hundert Prozent versprechen: Wenn Sie (ob Frau oder Mann) nur ihre eigenen Belange vertreten, kann nichts schief gehen. Und mit Ideologien ist es wie mit der Religion: kein gutes Thema für ein erstes Date. Falls Sie zweifeln: Partnersuchende schauen auf Emotionen für das innere Wohl und auf Ökonomie für das zukünftige Zusammenleben. Das ist wirklich wichtiger als der Zeitgeist.
(Hinweis: Die Sichtweise vor 1990 bezieht sich auf die meiste westlichen Länder, also für Deutschland auf die „alte“ BRD)