Online-Dating: Spielplatz der Verlierer?

Immer wieder wird es behauptet – das Internet-Dating sei der Spielplatz der Verlierer, der Schelme, der Betrüger, der Sexsüchtigen und der Beziehungsunfähigen. Journalisten, deren Zeitungen und Zeitschriften noch nicht mit einem Partnerdienst irgendwie verschwägert sind, streuen immer wieder mal aus, dass es gefährlich, ehrenrührig, aussichtslos oder einfach „uncool“ ist, einen solchen Dienst zu benutzen. Wenn Sie Frauen – vor allem junge Frauen – frustrieren wollen, müssen Sie nur sagen, dass sie mit der Onlinedatingbranche zu tun haben – ein fast sicheres Abschreckungsmittel.

Mal rundheraus: Die Sprüche über die Verlierer und Sexsüchtigen kommen von journalistischen und anderen Wichtigtuern. „Cool“ ist natürlich, in ein Lokal zu gehen, aufzutreten und gleich ein halbes Dutzend Verehrerinnen oder Verehrer zu haben – und ich gönnen das den 0,001 Prozent der Bevölkerung, denen es so geht. Der Rest aber ist nicht von dieser Art: Denn die Mädchen und Jungs sind in Wirklichkeit kaum „cool“, sondern gehen mit heftig schlagenden Herzen an die Balzplätze – uns sind sauer, wenn keiner „kaufen“ will. Da wir gerade bei „cool“ sind – der „coolste“ Spruch, den ich dazu hörte, war: „Stell dir vor, du wirst auf einem Sklavenmarkt verkauft und keiner bietet auf dich“.

Stimmt es denn nicht, dass die Verlierer auf dem Online-Markt sind? Klar, sie sind überall. Vor allem auf den Eselsmärkten, weniger auf den Kamelmärkten, wie die Araber sagen würden. Aber die Gewinner, die Menschen, die heute in Kopenhagen und morgen in London sind, und dazwischen gerade mal eine Woche für die Partnersuche abzwacken – die sind eben auch da. Die Gefahren – na ja, das wissen meine Leserinnen und Leser ja schon – je mehr man sich davor fürchtet, umso mehr tappt man herein.

Aussichtslos? Bei manchen Diensten ja – siehe Eselsmärkte. Sexbetont? Na klar, wenn ihr Hirn profillos ist, sie aber die Brüste vorzeigen, dann ziehen sie die geifernden Männer wie die Motten an. Ist es ehrenrührig? Redet man nicht darüber? Ach was – je höher das Alter, der Bildungsstand und das Einkommen, umso mehr wird darüber geredet: „Ich habe meinen Partner nämlich im Internet kennengelernt“. Wie cool, Baby.