Bin ich ein Dinosaurier für Partnersuchende?
Die Dinosaurier wer’n immer trauriger. Wie oft habe ich als junger Mann, ja selbst noch in meinen mittleren Jahren, die „Dinos“ verachtet, die ihre Chefsessel vollgefurzt haben. Gut, gut, es waren auch einige besondere Menschen dabei, die noch die „alten Tugenden“ des Kaufmanns beherrschten und einige Experten, die jede Art der Technologie aus dem vorigen Jahrtausend beherrschten. Doch die meisten alternden deutschen Manager waren der gleichen Meinung wie IT-Experten: „Versuch nie, ein laufendes System zu verändern – alles, was du änderst, könnte schiefgehen.“
Nun bin ich selber ein Dinosaurier. Bin hier Redakteur eines Blogs, der wenigsten (hoffentlich!) noch die Mittelgeneration interessiert. Denn für die Graujackenträger, die fast unsichtbar auf dem Marktplatz herumschleichen, fühle ich mich wirklich noch zu jung. Für die Leute unter 30 bin ich leider inzwischen „so etwas von gestern“ … und auch, wenn’s bitter klingt: Heute saugt man sich jeden Mist aus Twitter oder Facebook und einem halben Dutzend anderer „Netzwerke“ rein – meist leeres Stroh.
Es sei denn, man wäre Frau oder würde für Frauen schreiben, die einen großen Teil ihrer Zeit mit Selbstbespiegelung oder sinnlosem Geschwätz verbrächten. Möglich, dass SIE nicht gemeint sind. Aber nicht nur Online-Zeitschriften für Frauen jeden Alters sprießen gerade wie Pilze aus dem Boden, sondern auch gefühlsschwangere Vernebelungsmagazine. Soweit Blogs betroffen sind, katapultieren sich die Damen, die sie führen, in kürzester Zeit in die Öffentlichkeit und machen ordentlich Kohle – das meiste mit verdeckter Werbung. Die Blogs, aus denen Emotionen heraustropfen wie aus der Yellow Press wenden sich nicht einmal an Hauptschulabsolventen, sondern durchaus an gebildete Frauen, was mich inzwischen relativ sprachlos macht.
Ich frage mich täglich ein wenig mehr, was für SIE, also die Frau über 40, gebildet und selbstbewusst, dadurch gewonnen ist. Gefühlssuppe und Herzschmerz wie im Fernsehen?
Oder bin ich wirklich Dinosaurier? Dann wäre ich Angehöriger einer hoch spezialisierten, ausgesprochen erfolgreichen Spezies. Wenigstens ein Trost.
Na, und was sagen SIE?
(Der Artikel erschient in Varianten in mehreren Medien, zum Beispiel bei sehpferd)