Beziehungen psychologisieren? Niemals, falls Sie bei Verstand sind
Beziehungen zu beginnen, sie zu gestalten und sie letztendlich zu verfestigen, ist eine Fähigkeit, die wir in (fast) alle in Grundzügen besitzen. Ich weiß auch, dass Amateurpsychologen und Küchenpsychologen, echte Psychologen und Paarberater bisweilen voller „guter Ratschläge“ sind, wie man diese Fähigkeiten verbessern kann. Doch alle diese Ratschläge sind fragwürdig, gleich, ob sie in gutem Glauben oder aus kommerziellen Erwägungen gegeben werden.
Wahrscheinlich kennen Sie die Fragebogen, die Dating-Agenturen verwenden, um Wissenschaftlichkeit zu demonstrieren. Aber man kann noch weitergehen, und die gesamte Beziehung verwissenschaftlichen. Das liest sich dann so (gekürzt) (1,2):
Als ich meine neue Gefährtin vor einem Jahr traf, hatte ich auch wieder dieses Bedürfnis, zu wissen, wohin diese Beziehung gehen könnte. Als ich sie kürzlich besucht habe, schlug ich … eine spielerische Methode mit Elementen aus der gewaltfreien Kommunikation, dem Konsensprinzip und Brettspielen entwickelt: Das spielerische Konsensieren (3). Dieses Verfahren haben wir zusammen ausprobiert.
Wie Sie wissen, warne ich stets davor, funktionsfähige Beziehungen zu „psychologisieren“, weil allein der Vorschlag bereist ein Eingriff in die Beziehung ist, der die weitere Entwicklung hemmt. Man mag anderer Ansicht darüber sein, wenn es sich um gestörte Beziehungen handelt, die in irgendeiner Form trotz der Störung weiter bestehen sollen.
Ich kann nur jedem emotional gesunden Menschen davon abraten, sich jemals in irgendeiner Form dem Urteil eines anderen zu unterwerfen, der behauptet, die menschliche Psyche zu verstehen. Gute Psychotherapeuten können zwar ausgezeichnete Wegweisungen geben, doch finden sie die Grundlagen dieser Wegweisung im Repertoire ihrer Klienten. Diese Methode ist plausibel, und ich halte sie für wirksam.
Wer nun wissen möchte, ob Freund oder Gefährte, potenzielle Geschäfts- oder Ehepartner zu einer langfristigen Bindung taugen, der soll bitte sich selbst befragen und dabei eigene Erfahrungen sowie die Vorgeschichte des anderen in Betracht ziehen. Dann kann er (oder sie) möglicherweise herausarbeiten, wie sich die Sache in den nächsten Monaten oder Jahren entwickeln wird.
Im Übrigen: Der Erfolgreiche hat auch immer Mut zur Zukunft, und er geht dabei fast immer Risiken ein. Das gehört zum Leben. Und daher sage ich: Lassen Sie sich die Zukunft nicht ausreden, weil momentan etwas dagegen spricht, gemeinsam nach vorne zu schauen.
(1) Quelle: Pablo Vitalis Hildebrandt.
(2) Ich weise darauf hin, dass diese Aussage nur als Beispiel für viele ähnliche Methoden gelten kann, die auf Ausschlussverfahren basieren.
(3) Das Konsensprinzip ist eine Methode der Entscheidungsfindung in Gruppen, das Kompromisse ausschließen soll.