Glücksritter, Frauenzeitschriften und die Liebe
Im Moment sind wieder dutzende von Glücksrittern unterwegs, die mit Brotkrumen nach der Presse werfen, damit ein paar Tauben aus den Redaktionen anflattern und sie diensteifrig aufpicken – die meisten tun es allerdings nicht.
Warum? Ich nehme mal an, die Redaktionen sind von dem Geschwätz, das in diesen Mitteilungen verbreitet wird, genau so wenig angetan wie ich – und ich habe hier schon häufig ventiliert, warum: In den Wirtschaftsnachrichten will man zahlen und Fakten sehen – damit halten sich die Mitglieder der Branche aber gluckenhaft zurück. Also kommen sie dort nicht hinein. Bei der Kultur liegt es einerseits an der Borniertheit der Redakteurinnen und Redakteure, andererseits daran, dass man sich seitens der Datingdienste betont kulturlos gibt – ist eigentlich klar, wenn nur die Euroscheine aus den Augen blitzen. Bleibt als noch „Vermischtes“ oder die neue Wundertütenspalte „Computer und Technologie“. Dort interessieren sich die Leute freilich eher dafür, ob Microsoft Vista stabil läuft als dafür, ob sie ihren neuen Lebenspartner bei Schneck oder bei Schnuck finden.
Was ich da mal vorschlagen würde? Nun, die Frauenzeitschriften machen es vor: Sie bringen den letzten Stuss über Liebe und Beziehungen an die Redaktionen: Nach einer Umfrage der Frauenzeitschrift XXX schlafen Frauen besser/schlechter/genauso gut, wenn sie in der Woche 1/2/5 Mal Sex hatten. Soundsoviel Prozent gaben an, lieber mehr zu schlafen, während ein Prozentsatz von nn sich eher wünscht, mehr Sex zu haben.
Füllen Sie die Zahlen ein – das ist alles. Vergessen sie nicht, den Namen des Instituts zu erwähnen, dass hier (selbstverständlich repräsentativ) ermittelt hat – und dann brauchen Sie noch einen Herrn Psychologen, der sagt, warum das so ist. In einem halben Jahr können Sie schreiben, dass alles ganz anders ist – dann erinnert sich kein Mensch mehr an Ihr Geschreibsel von damals.
Wissen Sie, was Menschen wirklich bewegt? Sehnsüchte, Hoffnungen, Zukunftsträume – und manchmal eben auch nur, heute Nacht in einmal wirklich intensiv geliebt zu werden. Werden wir Autoren dem gerecht? Nein – nicht einmal ich schreibe über die Liebe so, dass ihnen das Wasser im Mund zusammenläuft – aber: wollten Sie das eigentlich?
Schreiben Sie mir einfach, was Sie wollen. Hier.