Erotische Dominanz – ein Thema für Sonderlinge?
Vertragen sich Liebe und Dominanz? Erotik und Dominanz? Sex und Dominanz? Seit der Begriff der Liebe bis zur Zermürbung weichgespült wurde, gilt die Dominanz, also die Vorherrschaft einer Person, als unerwünscht. Liebe hat immer etwas Weiches, Wundervolles, Edles zu sein – wie ein Himbeersahnetörtchen.
Das alles ist Sand für die Augen der Einfältigen. Dominanz ist bei Primaten so natürlich wie das Leben, und sie zeigt sich in allem, was wir tun. Schon die Frage, wer Sex vorschlagen darf und wer nicht ist eine Frage der Dominanz. Wenn uns Frauen sagen, sie würden von sich aus „nie den ersten Schritt tun“, dann erwarten sie vom Mann Dominanz. Ganz allgemein können wir feststellen: Auch die angeblich emanzipierte Frau erwartet oftmals, dass wir Männer die Führung übernehmen. Das gilt für alle Lebensbereiche, aber eben auch für die erotische Dominanz.
Die Macht teilen – die Dominanz teilen
Indessen wäre zu erwähnen, dass sich die Menschen etwas einfielen ließen, um ihr Zusammenleben zu verbessern. Sie teilen sich ihre Einflussbereiche, oder sie weisen einander die Dominanz für bestimmte Ressorts oder Zeitbereiche zu. Entsprechend ist es in der Erotik, und natürlich auch beim Sex: Mal fordert die Frau etwas ein – dann beweist sie bereits Dominanz – und mal der Mann. Wer die Initiative ergreift, will zumeist auch bestimmen, wohin der Weg geht. Also will derjenige, der Sex initiiert, auch die Abläufe bestimmen.
Nun werden Sie als emanzipierter und demokratisch gesonnener Mensch sagen: „Das muss aber erst einmal ausgehandelt werden.“ Tatsächlich ist dies selten der Fall, weil über die Ausführung von Sex zumeist nicht vorab gesprochen wird. Wenn wir zwei Szenarien vergleichen, wird deutlich, warum.
1. Die Frau erwartet Dominanz
Haben wir eine Frau, die beim Sex den überkommenen Regeln folgt, so erwartet sie, dass der Mann sie verführt. Er soll nicht fragen, was sie gerne hätte, sondern zeigen, dass er ein „richtiger Mann“ ist und sie wildromantisch verführen.
2. Die Frau ist dominant
Dominante Frauen fordern, und weil sie das gelernt haben, fordern sie oftmals auch Sex ein. Das bedeutet nicht, dass sie einen unterwürfigen Mann wollen, aber sie wollen einen Mann, der ihren Wünschen folgt. Manche Frauen sagen dann auch, was sie wollen – andere holen sich weitgehend das, was zu haben ist, ohne lange zu fragen.
Was dominant ist und entscheidet das Paar allein
Wie sich die Dominanz sich in jedem Einzelfall ausprägt, ist Sache des Paares – also kein Thema, das man öffentlich diskutieren kann. Dominanz kann darin bestehen, bestimmet Sexstellungen einzufordern, bestimmte Praktiken auszuführen, oder in ein Rollenspiel einzugehen, in dem es um wesentlich mehr als um Sex geht.
All dies (und noch viel mehr) hat nichts mit dem zu tun, was man als „krankhafte“ Dominanz“ auf der einen Seite oder als „Unterwerfung“ auf der anderen Seite bezeichnet. Es sind Spiele, in denen sich die Erotik der Macht mit der zur Erotik der Sinne verbindet.
Auch heute noch sollen, dürfen und müssen Männer teilweise dominant sein, weile die Traditionen tief in die Hirne einprogrammiert sind. Und tatsächlich gelten Frauen, die sich in der Dominanz wohlfühlen, auch heute noch als ungewöhnlich – teils so exotisch, dass Männer sie ablehnen.
Dominanz- ein Thema für alle
Ist Dominanz also ein Thema für Sonderlinge, Perverse, Abenteurer oder kriegerische Amazonen?
Nein, es ist ein Thema für alle. Männer können die Rolle des Unterworfenen, das Passiven und des Verführten annehmen, und Frauen können die Rolle der Herrschenden, Aktiven und der Verführerin ausspielen, wann immer sie wollen. Das Einzige, was dazu nötig ist, ist der Wunsch, erotisch zu spielen – und ein Partner, der mit sich spielen lässt.