Sexuelle Dominanz in der Vanille-Beziehung?
Keine Frage: Auch in sogenannten Vanille-Beziehungen existiert die Lust an der erotischen Unterwerfung – und gelegentlich auch an der Dominanz. Das Problem ist nur: Wer seinen Partner innig liebt und sich auch sozial mit ihm als liebevoll verbunden zeigt, schämt sich oft, solche Wünsche zu äußern.
Irgendwie ist es lächerlich: Man schämt sich vor sich selbst, vor dem Partner, und vor allem vor der Öffentlichkeit. Diejenigen, die offen über ihre Lüste kommunizieren, finden wir oft in Randgruppen, aber selten im „Mainstream“. Vor einiger Zeit, angesichts der Diskussion um die Sexualkunde, wurde wieder deutlich: Zu den Feinden des „gesunden Volksempfindens“, wie sich der „Mainstream“ früher nannte, gehören auch sexuelle Lüste, die nicht in der Bibel stehen.
Bei Menschen, die mit beiden Beinen im Leben stehen, die keine Sektierer sind und die auch nicht zu den Gruppen sexueller Abweichler gehören, tritt die Lust am Besonderen oft erst dann zutage, wenn „Sex“ alleine nicht mehr interessant ist. Viele Paare (mehr als wir denken) hegen seufzend separat Wünsche, und einige praktizieren sie sogar gemeinsam. Meist sind es kleine, ungewöhnliche Praktiken, oftmals aber auch Rollenspiele. Und fast immer spielen Dominanz und Unterwerfung hinein, weil die Paare die Nase voll davon haben, ständig „Augenhöhe“ zu praktizieren. Sie wollen, im Gegenteil, einmal erproben, wie es ist, erotisch zu führen oder geführt zu werden. Dazu bietet die einschlägige Erotik-Branche eigentlich alles: Einrichtungsgegenstände, Kostüme, Gerätschaften und Hilfsmittel.
Die Frage ist dabei allerdings: Nur selten ist einer der Partner wirklich devot, während der andere tatsächlich dominant ist. Und so ist es eben ein Spiel, in dem mal der eine, dann aber wieder der andere Partner Vorteile genießt. Ich fand kürzlich eine Schilderung, in der eine Bloggerin zugab, kaum etwas zu fühlen, wenn sie ihren „Boyfriend“ dominiert. Sie tat es einfach ihm zuliebe.
Die einfachste Art, festzustellen, wie viel Lust der Freud oder die Freundin auf Spielereien dieser Art hat, sind übrigens die beliebten und wohlfeilen Plüschhandschellen. Die „Hartgesottenen“ lachen natürlich darüber, aber ein neugieriger Mensch lässt sie sich gerne einmal anlegen, um zu spüren, wie „es sich anfühlt“, sie zu tragen.
Man sagt ja, der Appetit käme beim Essen. Und die Lust kommt vielleicht beim Ausprobieren. Erst kürzlich las ich, dass zum reinen Vanille-Date außer Kondomen auch die Mitnahme von Gleitgel und Mini-Vibratoren empfohlen wird. Das mag ja ein bisschen übertrieben sein. Aber es zeigt, dass manche Frauen eben auf alles vorbereitet sein wollen – auch wenn’s eher eine Produkt-Promotion war.