Ortsfest suchen oder Kreis erweitern?
Das Meiste, was wir über das sogenannte „Dating“ hören, stammt aus der Großstadt und ihrem Umfeld. Singles in Metropolen wie München, Hamburg, Köln oder Berlin haben ihre eigenen Ideen davon, wie „Dating“ aussehen muss. Und sicher gibt es da auch noch ein paar andere Großstädte, in denen Singles wohnen, die schon immer dort wohnten und für immer dort wohnen bleiben möchten.
Ist das nun klug oder albern? Es gibt sie ja, diese „gestandenen“ Hanseaten mit angeborenem Regenschirm, diese Münchner mit ausgesetztem bajuwarischem Stolz und diese Berliner, die immer etwas mehr von Dingen reden als Dinge vollbringen. Und vielleicht wollen sie ja, dass alles so bleibt, der jeweilige TUS oder VfB in Reichweite sein muss, die Freunde oft zusammenhocken und man sich insgesamt „daheim“ fühlt.
Die Vorteile der engen Regionalsuche
Die Sache hat einen Vorteil: Man kennt zwar nicht alle Menschen, aber man weiß, worüber man reden kann. Ich war einmal zu Besuch in Freiburg, und der durchaus intellektuelle junge Mann, an dessen Tisch ich mich zufällig setzte, sah sich veranlasst, Konversation zu machen. Da waren die Schneelage, das Skifahren und der Fußballverein. Nun ist Freiburg eine Stadt des Geistes und des Genusses – aber nichts davon. Dann käme noch das „Stadtgespräch“ hinzu – von der Großstadt über die Mittelstadt bis zur Kleinstadt immer ein ergiebiges Thema. Mit anderen Worten: Es gibt immer etwas, bei dem alle mitreden können.
Deutschland besteht nicht nur aus Großstädtern, und nicht alle Großstädter sind Lokalpatrioten. Und Europa besteht – nur mal, um es zu erwähnen) nicht nur aus Deutschland. Manche Menschen finden ihr Glück durch Zufall anderwärts, und manche suchen ganz bewusst jenseits der Stadtmauern oder Landesgrenzen.
Warum suchen Menschen in der Ferne?
Die Motive dieser Menschen sind unterschiedlich. Ein Teil von ihnen ist das Reisen gewohnt, das Arbeiten an unterschiedlichen Orten, den ständigen Wechsel. Sie lernen einander irgendwo kennen und suchen ihren endgültigen Standort dann gemeinsam aus. Zum Teil treffen wir Personen unterschiedlicher Nationalitäten, die eine Ehe in einem Land führen, das weder die Heimat des Einen noch des Anderen ist. Ihre Kinder wachsen dann dreisprachig auf – das ist kein Schaden.
Allerdings – wer all dies tut, muss seine Wurzeln in sich selbst tragen, seine Bindungen in seinem inneren finden und sich umso intensiver an denjenigen zu binden, den er liebt. Natürlich gibt es neue Freunde, und fast überall findet sich eine deutsche Kolonie, ein deutschsprachiger Kreis oder ein Goethe-Institut. Doch muss man psychisch und sozial schon sehr autonom sein, wenn man es wagen will.
Nicht jeder wird seinen Kreis gleich um einige Hundert Kilometer erweitern wollen – aber ich kann nur dazu raten, wenigstens nicht ständig auf das zu beharren, was man so kennt. Neulich las ich ja, dass Münchner richtige Münchner kennenlernen wollen und keine Pendler – eigentlich ein absolut dummer Werbegag. Aber es zeigt doch ein bisschen vom „typischen“ Städter, der gewohnt ist, dass alles, was er braucht, um die Ecke zu haben sein muss – auch Frauen und Männer zum Heiraten.
Wenn Sie suchen – probieren Sie doch einmal aus, Ihren Radius zu erweitern. Es lohnt sich.