Weine nicht, wenn du gevögelt wurdest
Da haben wir sie mal wieder: die Traurigkeiten nach dem Vögeln – den Menschen, die einst Latein lernten, wohl bekannt. Der Schöpfer soll der Arzt Aelius Galenus gewesen sein.
post coitum omne animal triste est sive gallus et mulier
Tja – da ist sie also, die „postkoitale Traurigkeit“, die zwar den Mann, aber nicht den Hahn und nicht die Frau betrifft.
Oder eben doch die Frau? Vielleicht gar eher die Frau? Das weiß angeblich ein Herr Robert Schweitzer, und der ist Studienleiter an der „Queensland University of Technology“.
Aber Menschen reagieren ganz unterschiedlich auf die ‚Auflösungs-Phase’ direkt nach dem konsensualen Sex.
Nun, „die Wissenschaft“ war also, wenn ich richtig lese, bisher davon überzeugt, dass überwiegend Frauen nach dem Sex traurig waren. Das muss man sich mal auf der Zunge zergehen lassen, weil die bekannten Forschungen durchaus vom Gegenteil ausgingen: Von der PCD (so das Etikett für diesen Zustand) waren nämlich nachweislich viele Männer betroffen, aber nicht so viel Frauen. Grund soll ein rapider Abfall von Adrenalin und Noradrenalin und eine Zunahme von Oxytocin und Prolaktin sein. Das wusste ich auch nicht auswendig, habe es aber nachgelesen. (3).
So weit, so gut. Doch nun schrieb die WELT (1):
…. Die Wissenschaftler haben genug Hinweise gesammelt, um bestätigen zu können, dass PCD auch Männer betrifft.
Der Wert der Psychologie: Behaupten, fragwürdig belegen, verbreiten
Ach nee. Erst ausschließlich Männer, dann angeblich ausschließlich Frauen und nun eben auch wieder Männer? Das klingt nach Volksverarschung – oder danach, dass irgendwelche Wissenschaftler mal wieder recht kräftig in die Tröte blasen, um auf sich aufmerksam zu machen.
Eine der wichtigen Fragen, die dabei auftauchen, ist der Wert oder besser Unwert der Psychologie, oder um es einmal so zu sagen: Was man wägen und messen kann, dem kann man trauen. Was aber nur „erfragt wurde“, ist in Wahrheit Schall und Rauch. Und das geht dann so (Zitat Welt, 1):
Psychologen aus Australien und der Schweiz hatten vor zwei Jahren knapp 1500 weibliche Zwillinge danach befragt, wie sie sich nach dem Sex fühlten. Dabei gaben 46 Prozent der Frauen an, mindestens einmal nach dem Sex große Traurigkeit oder Melancholie verspürt zu haben.
Ja, ei potz! Einmal im Leben … toll … immerhin hatten fünf Prozent der Teilnehmerinnen ein solches Erlebnis in den „letzten vier Wochen“, und dies sogar mehrfach. Und: Soweit veröffentlicht und im Artikel verlinkt (2), waren es nur 230 Frauen – und alle waren Studentinnen. Also hatten höchstens 10 davon in den letzten vier Wochen diese merkwürdige Traurigkeit nach dem Sex.
Ach so … zehn Frauen, alle Studentinnen? Ach, die armen. Hoffentlich haben sie ordentlich geheult.
Und nun dürfen wir uns noch einmal fragen, welchen Sinn solche Studien haben. Oder solche Zeitungsartikel.
Zitate (1): DIE WELT.
(2) Wiley.com – Studienergebnisse (Kurzfassung)
(3) Definition postcoitale Müdigkeit: Wikipdia.