Deutsche Liebeskultur
Ach, da hat uns doch der Herr Innenminister eine Diskussion beschert, bei der jeder gymnasial gebildete Dummschwätzer mal mitreden kann. Deutsche Leitkultur. Wie herrlich. Wir geben einander die Hand, wenn wir einander begrüßen. Wir küssen einander also nicht ab, wie diese … na, fällt Ihnen da gerade eine andere Kulturnation ein?
Ich fände interessant, wenn mal jemand fragen würde: Was ist eigentlich unser Liebeskultur? Es gibt ja immer noch Gestalten in Deutschland, die dabei an den Tannhäuser oder an Walter von der Vogelweide denken. Oder eben an die Bibel – predigen kann man immer Gutes, tun ist da schon schwieriger. Oder ist es Liebeskultur, wenn die Madeln im Dirndl Brüste zeigen, um ein paar volltrunkenen Burschen zu gefallen?
Wir werden schnell herausfinden: Es gibt keine Liebeskultur, keine Dating-Kultur, ja nicht einmal eine Kennenlern-Kultur. Begriffe wie „ihr den Hof machen“ sind längst aus der Mode, und aus gutem Grund hält man nicht mehr „um die Hand an“.
Klar sind manche Dinge hierzulande üblicher, andere unüblicher. Und klar gib es ein paar männliche Idioten, die Frauen mit Verbrauchsgütern verwechseln. Aber was ist mit einer positiven verstandenen „Liebeskultur“? Wir haben sie nicht. Die Frage wäre, ob wir sie benötigen. Um eine Liebeskultur zu haben, benötigt man ein Ungleichgewicht der Geschlechter, und die wollen wir nicht, aber von der träumen eben doch noch viele Menschen – vor allem romantisch veranlagte Frauen.
Man kann möglicherweise durchaus Träume haben und Realitäten leben. Aber man kann nicht romantisch und realistisch zur gleichen Zeit sein. Vor allem nicht im Alltag. Und so bliebt jeder Frau du jedem Mann nur eines: Liebesdinge untereinander auszuhandeln.