Wenn das Wissen unzureichend ist, bilden sich Meinungen
Diesen Satz habe ich in einem Lehrbuch über – Hunde gelesen. Und sofort an sie gedacht. Denn wenn Sie das Internet nutzen, noch Zeitung lesen oder gar Illustrierte, oder zufälligerweise „Informationssendungen“ im Fernsehen verfolgen, dann sind Sie bis zu 90 Prozent Meinungen und ungefähr 10 Prozent Fakten ausgesetzt. Meinungen kommen von Interessengruppen, Religionsgemeinschaften, Politikern, Geisteswissenschaftlern und sehr zu meinem Leidwesen auch von einigen Naturwissenschaftlern.
Jeder schnappt irgendetwas auf. Vor Freud, Sigmund, hat der Fachmann Respekt, und der Laie wirft sich vor seinem Altar auf die Knie. Und dieser Freud gehört noch zu den Meinungsmachern, die wenigstens versucht haben, ihre Thesen zu untermauern. Hingegen hat Jung, C.G. eine Märchenwelt aus esoterischen Bausteinen hinterlassen, die zwar den Damen gefällt, aber keinerlei Anspruch auf Wahrheit hat – das sehen manche Therapeuten freilich anders. Lassen wir sie in ihrem Glauben, aber sagen wir doch bitte auch: Hier steht ein abenteuerliches Gebäude aus Meinungen. Von Soziologen schweigen wir lieber. Sie neigen dazu, ihr Unwissen hinter Fachbegriffen zu verbergen, die sich bei näherem Hinsehen als Sand in der Wüste entpuppen.
Die Meinungsbilder der Wissenschaftler werden von Laie begierig aufgenommen
Bisher redeten wir von Leuten, die irgendetwas studiert haben und die sich dabei eigentlich Wissen angeeignet haben sollten. Oh ja, ich respektiere sie. Ein Student, der einstmals ausgehalten hat, mit Meinungen beworfen zu werden, ist zu bewundern, wenn er dabei wenigstens noch die Wahrscheinlichkeiten erkannt hat, die diese Theorien für die Praxis beinhalten.
Doch, was ist mit den Laien, die immer wieder alles abschreiben, vom Sprunggelenk der Welpen über die psychische Entwicklung des Menschen im Jugendalter, und von der Sozialisierung bis hin zur Sexualisierung? Sie verbreiten Unsinn im Glauben, Sinn zu stiften.
Wissenschaftler können durchaus naiv oder willfährig sein
Lassen Sie ich dies sagen: Es gibt immer einen Wissenschaftler, der naiv genug ist, eine Meinung als Tatsache „umzuinterpretieren“, und es gibt zahlreiche Wissenschaftler, die es mit der Ethik nicht so genau nehmen, sondern im Sinne ihrer Auftraggeber forschen. Und sie alle publizieren. Was ist also mit den Laien? Sie schreiben das ab, was ihnen gerade so in den Kram passt, lesen das, was sie abnicken möchten, glaubend das, was sie glauben wollen.
Sehen Sie – und noch schlimmer ist es mit der Liebe, der Begierde und der Lust. Da haben wir die Wahl zwischen Natur und Kultur, Prägung und Individualität, Unveränderlichkeit und Zeitgeist.
Lächeln Sie über die Wissenschaft und finden Sie selbst heraus, wie Sie lieben wollen
Wissen Sie, ich kann all diese Spinner nur noch belächeln, die Ihnen blauäugig hinter Brille und hoher Stirn ihre „neuesten Forschungsergebnisse“ präsentieren, wenn es um das menschliche Denken, Fühlen und Lieben geht.
Ich werde ihnen erst wieder zuhören, wenn sie mir die Prozesse exakt beschreiben können die nötig sind, um aus einer Begierde eine Aktion werden zu lassen oder aus einem Gedanken einen Satz.