Liebe muss (manchmal) viel aushalten
Bis vor einem Jahr wachte ich jeden Morgen gegen sechs Uhr auf – na ja, die Geliebte musste aus dem Haus – sie war schließlich noch „voll berufstätig“, während ich mir die Zeit aussuchen konnte, um mir Texte aus den Fingern zu saugen. Als wir dann beide Privatiers wurden, faulten wir so vor uns hin, bis wir gegen acht Uhr Müsli mampften und vor zehn Uhr selten arbeiteten.
Bis vor einigen Wochen ein kleiner Osterhase zu uns stieß. Verspielt, noch nicht ganz stubenrein und trotzdem ziemlich herrisch.
Der Osterhase hatte zunächst zwei Schlappohren, dann ein Schlappohr und ein Spitzohr und jetzt zwei Spitzohren, und er wird immer frecher. Natürlich ist es kein Osterhase, sondern ein Terrier-Welpe, und der sitzt jeden Morgen vor der Schlafzimmertür und sagt: „Wenn ihr nicht wollt, dass ich euch die Bude voll pinkele, dann geht gefälligst mit mir Gassi.“ Das tun wir natürlich gerne, aber nicht unbedingt um zwanzig vor sechs. Schon gar nicht, wenn das Thermometer zwei Grad zeigt.
Manchmal muss die Liebe dabei viel aushalten, denn der Osterhase pinkelt manchmal spontan, mal zienlich häufig, und manchmal pinkelt er gar nicht. Und deshalb gibt es für Hundchen, Frauchen und Herrchen mal früher, mal später Nahrung oder zusätzlichen Schlaf.
Ja – inzwischen verstehe ich, warum Ehen knirschen, sobald man Kinder hat.