Liebe ist anders – und ganz anders über 70

Ich weiß noch sehr gut, wie wir als Jugendliche Liebe, Lust und Leidenschaft in einen Topf warfen. Das ist nur zu verständlich, denn die Natur will ja gar nichts anderes von uns. Als uns damals die widerwärtigen, nörgligen Erwachsenen sagten, dass Sex minderwertig, Liebe aber hochwertig sei, haben wir sie bigotte als Spinner eingestuft. Das waren sie auch großenteils, denn sie wollten uns eine bürgerlich-konservative Kultur verkaufen, die eigentlich mit dem Zweiten Weltkrieg gestorben war. Die klügeren und verständnisvolleren Erwachsenen sagten damals oft, dass Liebe erst nach und nach entsteht, und dass wir, wenn möglich, Verliebtheit nicht mit Liebe verwechseln sollten.

Vor einigen Tagen habe ich mehrere Paare beobachten dürfen, die deutlich über 70 Jahre alt waren. Einige waren noch durchaus „rüstig“, wie man so sagt, bei einigen war aber zumindest ein Partner schon ausgesprochen „gebrechlich“. Man nahm die Strapazen von Flugreisen, Klimawechsel und touristischen Schwierigkeiten auf sich, um miteinander ein paar schöne, unbeschwerte Tage am Meer zu verbringen.

Sicher – nicht alle diese Paare waren „alte Ehepaare“. Viele werden nur zusammenleben, einige werden in zweiter oder dritter Ehe zusammen sein. Aber sie alle lieben einander so, dass sie etwas wirklich Schönes miteinander teilen wollen, auch wenn es sehr viel Mühe und letztlich auch Geld kostet.

Liebe ist vielfältig, und jeder mag sie für sich selbst definieren. Aber die Liebe ist mit 20 anders als mit 30, mit 30 anders als mit 40, und sie verändert sich im Alter noch einmal deutlich.

Der eine oder andere unter Ihnen, der noch unter 60 ist, mag sich jetzt amüsieren, wenn er sieht, wie sehr betagte Paare miteinander umgehen. Aber es ist eben auch – rührend. Und es sollte uns daran erinnern, dass wir im Alter weitaus besser aufgestellt sind, wenn wir einen liebevollen Partner haben.