Wenn das Gegenteil so wahr ist wie die Sache selbst
Man muss wirklich kein Philosoph sein, um zu erkennen, dass zwei Behauptungen, die sich zu widersprechen scheinen, und doch beide wahr sein können.
Jeder hat wohl schon einmal in der Schule gehört, dass Menschen entweder durch die Gene geprägt werden oder aber durch die Erziehung. Und im Bereich der Partnersuche streiten sich die Möchtegern-Kenner der Partnersuche wie die Kesselflicker darüber, ob sich Gleich und Gleich gesellen (Homogamie) mag oder sich Gegensätze anziehen (Heterogamie). Eigentlich sollte Ihnen jeder durchschnittliche begabte Abiturient belegen können, dass beides Behauptungen sind (und keine Tatsachen) und vor alle, dass sie als „Gegenteil“ nichts taugen.
Kann also etwas wahr sein, auch das Gegenteil ebenso?
Ja – das geht, denn was wir als „Gegenteil“ ansehen, ist im Grunde immer das Spiegelbild dessen, was wir gerade betrachten. Am deutlichsten wird das bei Schwarz und Weiß. Beide Zustände sind keine „wirklichen“ Farben, und das Eine ist eindeutig das Gegenteil von dem Anderen. So reflektiert Weiß das gesamte Spektrum des Lichts, während Schwarz es absorbiert. Dennoch gibt es grau, weil zwar alle Lichtfarben gleichmäßig absorbiert werden, aber nicht vollständig.
Wie ist es nun mit den „üblichen“ Beispielen?
Sie sind schlicht und einfach – erfunden.
Das Spiegelbild von „Gleich und Gleich gesellt sich gerne“ wäre „Ungleich gesellt sich ungerne“. Das „Gegenteil“ ist also nicht „Gegensätze ziehen sich an.“ Und nun noch einmal, umgekehrt:
Das Spiegelbild von „Gegensätze ziehen sich an“ wäre „Gleichheiten stoßen einander ab“. Aber nicht: „Gleich und Gleich gesellt sich gerne.“
Für alle diese Behauptungen lassen sich im Übrigen Belege finde:
– Menschen mit gleichen Interessen verstehen einander schnell, aber:
– Menschen mit gleichen Machtansprüchen verstehen sich ganz und gar nicht. (1)
– Menschen mit Gegensätzen ergänzen einander oftmals, aber:
– Menschen mit Unvereinbarkeiten geben kein gutes Gespann.
Es gibt kein „Gleichheitsprinzip“
Das „Gleichheitsprinzip“ existiert nicht wirklich. Wäre es so, müssten eineiige Zwillinge die idealen Partner sein, gefolgt von Menschen mit ähnlichen Genen – das ist aber nicht der Fall. Im Grunde falsifiziert allein dies das „Gleichheitsprinzip“ von vornherein. (2). Tatsächlich sind es gar keine „Gleichheiten“, sondern bestenfalls Ähnlichkeiten, teils sogar nur vorübergehende Liebhabereien (Musikgeschmack, Hobby), die als „Gleichheiten“ gewertet werden. Der Unterschied zwischen „Gleich“ und „Ähnlich“ ist gewaltig, und er entspricht im Kunsthandel ungefähr dem eines Originals zu einer Nachahmung.
Ähnlichkeiten sind keine Übereinstimmungen
Wir glauben, Ähnlichkeiten wären Übereinstimmungen, weil wir über Ähnlichkeiten (beide Hundebesitzer, beide Jazzliebhaber, beide Kaufleute) schnell Themen finden. Doch das eigentlich Wichtige, die Gemeinsamkeit, liegt in der Zukunft. Sie basiert darauf, wie man den Alltag gemeinsam meistert – und nicht drauf, wie die Freizeit bisher gestaltete.
Dabei sind Ähnlichkeiten (Humor, Problemlösungskompetenz, Optimismus, soziale Herkunft) durchaus sinnvoll – nur darf man sie nicht mit „Gleichheiten“ verwechseln. Was ein Paar will, muss erst noch geschaffen werden – es kann also noch gar nicht „gleich“ sein.
Was ist nun wirklich wichtig für Partnersuchende?
Wenn Sie die Eigenschaften eines anderen Menschen lieben und „gut gebrauchen, können“ und sie im Austausch feststellen können, dass es dem anderen auch so geht, dann sind Sie auf dem richtigen Weg.
Die Hauptsache ist, Sie verfallen nicht den psychologischen Falschmünzern, die behaupten, „Charaktereigenschaften“ oder „Persönlichkeitsmerkmale“ mit Sicherheit abmixen zu können. Das Ergebnis einer solchen Analyse ist ein spielerischer Vorschlag, der übrigens durchaus Sinn haben kann. Der Sinn liegt darin, dass Ihnen aus einer großen Anzahl vermutlich „unpassender“ Menschen einige wenige „passende“ Partner vorgeschlagen werden, aufgrund welcher Kriterien auch immer. (2)
Wenn Sie die Sache einmal so betrachten, dann gehen Sie viel leichter und unbeschwerter an die Partnersuche. Und genau das wird Ihnen zum Erfolg verhelfen.
(1) Falls sie die Macht über den gleichen Bereich anstreben.
(2) Psychologische oder emotionale Gleichheiten sind nicht sicher messbar. Tatsächlich wird ein Grobraster zugrundelegt, das Menschen in mehrere Gruppen einzuteilen versucht.
(3) Die Vorschläge werden anhand diverser Kriterien errechnet, können aber nicht besser sein als die Grundlagen. Und die vergeheimnist jedes Unternehmen, sodass sie nicht überprüfbar sind.